Sturmtief „Hermann“ fegt auf Norddeutschland zu. Vorgänger „Elon“ und „Felix“ verursachten auf Sylt und Helgoland Schäden. Was nun zu tun ist.

Helgoland/Sylt. So schlimm wie am vergangenen Wochenende wird es wettermäßig heute wohl nicht werden. Gut drei Tage lang war Helgoland vom Festland abgeschnitten. Weder per Schiff noch per Flugzeug konnte man Deutschlands einzige Hochseeinsel wegen der Sturmtiefs „Elon“ und „Felix“ erreichen. Nachfolger „Hermann“ steht nun in den Startlöchern. Schon am heutigen Vormittag wird das Sturmtief sich über dem Norden Deutschlands bemerkbar machen.

Bis zum Mittag ziehe es von Schottland in Richtung Norwegen und streife dabei die nördlichen Teile, sagte Diplommeteorologin Julia Fruntke vom Deutschen Wetterdienst am Mittwoch. In den Vormittagsstunden könnten an der Nordseeküste die Sturmböen Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. „In Hamburg rechnen wir mit Spitzengeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometern.“

Arktische Kaltfront trifft auf subtropische Luftmassen

Zudem würden mit dem Sturmtief milde Luftmassen aus dem Süden transportiert, sodass die Temperaturen im Norden am Donnerstag auf bis zu acht Grad Celsius klettern könnten. Winterstürme als Folge umfangreicher Sturmtiefs seien in den ersten Wochen eines Jahres nichts Ungewöhnliches, fügte die Diplommeteorologin hinzu. Ursache sei der enorme Temperaturunterschied zwischen arktischer Luft, die in den Süden strömt, und den subtropischen Luftmassen. „Wenn diese aufeinanderprallen, entwickeln sich Orkantiefs“, sagte Julia Fruntke.

Derartige Wetterlagen sind auch für Hendrik Brunckhorst vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) nicht ungewöhnlich. Die Sturmflutserie am vergangenen Wochenende sei bereits die vierte in diesem Winter gewesen. „Wir beim Küstenschutz sind ständig darauf vorbereitet.“

Es gebe einen Wintersturmflut-Bereitschaftsdienst, fügte er hinzu. Dieser bestehe zumeist aus einem Team von zwei Leuten. „Sie verfolgen den Pegel und geben bei hohen Wasserständen Warnungen heraus, zum Beispiel an Wasserbaufirmen, die an den betroffenen Abschnitten unterwegs sind.“

Von einer Sturmflut sprechen Experten ab einem Pegelstand von 1,50 Metern über dem mittleren Tidehochwasser. Nur eine von den fünf Sturmfluten, die am vergangenen Wochenende an einigen Orten der schleswig-holsteinischen Küste aufeinanderfolgten, ging mit einem Pegelstand von mehr als 2,50 Metern als schwere Sturmflut in die Geschichte ein.

Auch wenn insgesamt größere Zerstörungen durch „Elon“ und „Felix“ ausblieben, hatten Sylt und Helgoland doch heftig zu kämpfen. So wurden an der Hörnum Odde an der Südspitze der Insel Sylt bis zu 19 Meter Dünen abgebrochen. „Das Wasser ist bis in die Dünenlandschaft hineingelaufen und hat jede Menge Müll mitgebracht“, beschreibt der Sylter Geologe Ekkehard Klatt die Situation an der Küste. Der Dünenverlust sei erheblich.

„Das lässt sich auf Dauer nicht verhindern“, fügte Hendrik Brunckhorst hinzu. Das Inselende sei besonders angreifbar und zudem nicht besiedelt. „Die wichtigste Aufgabe des Küstenschutzes ist es aber, Ortslagen zu schützen.“ Vor der Ortschaft Hörnum wurde deshalb im vergangenen Jahr ein Wellenbrecher verlängert – eine Maßnahme, die sich bewährt habe, sagte Brunckhorst. Von der südlichen Inselspitze jedoch wird mit jedem Sturm mehr Sand abgetragen.

Strand an Sylts Westküste hat an Höhe verloren

Auch der Strand an Sylts Westküste hat insgesamt an Höhe verloren. Diese Sandverluste ließen sich aber ausgleichen, sagt Brunckhorst. „Schon seit 1984 wird dort jährlich etwa eine Million Kubikmeter Sand vorgespült.“ Damit könne allerdings erst im kommenden Frühjahr begonnen werden – wenn es die Wetterlage zulasse.

Dann sollen auch auf Helgoland Arbeiten beginnen. Durch die Stürme „Elon“ und „Felix“ wurden am Nordstrand von einer der Hochseeinsel vorgelagerten Düne Sanddepots nahezu gänzlich abgetragen. Die Depots waren erst im Dezember 2013 aufgeschüttet worden. Ähnlich wie auf Sylt soll auch hier erneut Sand vorgespült werden.

In Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Start- und Landebahnen des Flugplatzes auf der Düne. „Wir haben Sofortmaßnahmen ergriffen und am Landebahnkopf Sand vorgeschoben“, sagte Klaus Furtmeier, Tourismusdirektor von Helgoland. Seit Montagnachmittag laufe der Flugbetrieb wieder. In Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein soll nun eine Lösung gefunden werden, wodurch der Flugplatz besser als bisher bei Stürmen geschützt wird. Zuvor müsse der Bereich aber vom Kampfmittelräumdienst untersucht und freigegeben werden, sagte Mathias Fiege vom LKN. Die Untersuchung solle im Frühjahr starten. Bis dahin kann es noch zu einigen Stürmen kommen. Zunächst aber deutet sich eine kleine Verschnaufpause an.

Diplommeteorologin Julia Fruntke sagt nämlich für die nächsten Tage eine Beruhigung des Wetters voraus. „Unseren Modellen zufolge ist nach dem Sturmtief ,Hermann‘ die stürmische Lage vorbei.“ Bereits zum Wochenende hin werde es spürbar kälter, auch wenn es kaum Niederschläge geben werde. „Es gibt aber einen Hauch von Winter.“ Allerdings könne das zunächst nichts daran ändern, dass dieser Winter bislang viel zu warm sei.