Digitale Hinweisschilder und eine neue App sollen beim A-7-Ausbau Probleme mindern. Bahn setzt mehr Züge ein.

Kiel/Hamburg. Am 29. September erfahren die Autofahrer in Schleswig-Holstein, wann und wo es auf der Autobahn 7 in den kommenden Jahren eng wird. Denn an diesem Tag wollen das Baukonsortium um den Konzern Hochtief, Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) und Hamburgs Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) den Zeitplan für den sechsstreifigen Ausbau bekannt geben. Am selben Tag wird Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in der Autobahnmeisterei Quickborn den offiziellen Projektbeginn verkünden.

Schon jetzt steht fest, dass harte Zeiten auf Autofahrer zukommen werden. Nicht nur in Schleswig-Holstein wird gebaut, Hamburg wird mit der Verbreiterung der A7 und dem Bau von drei Deckeln für weitere Behinderungen sorgen. Mit umfangreichem Programm inklusive einer Informations-App wollen Baufirmen und Verkehrsplaner verhindern, dass es auf den Straßen im Norden zum Kollaps kommt.

Nothaltebuchten sollen Behinderungen durch Autopannen vermeiden

600 Millionen Euro wird der sechsspurige Ausbau kosten, der die Kapazitäten der A7 deutlich erhöhen soll. Jetzt arbeiten die Planer daran, dass die bestehenden Kapazitäten während der Bauphase nicht verringert werden. Dazu gehöre die Vorgabe an das Konsortium, grundsätzlich alle vier Fahrspuren offenzuhalten, sagt Gerhard Fuchs, Verkehrskoordinator für Hamburg und Schleswig-Holstein. Außerdem soll die „Störanfälligkeit“ innerhalb der Baustelle minimiert werden. Im Klartext: Der Verkehr soll so gelenkt werden, dass es zu möglichst wenig Unfällen kommt. Zu den wichtigsten Kriterien zählt Fuchs dabei die Breite der Fahrspuren. Als die A1 zwischen Hamburg und Bremen auf sechs Spuren ausgebaut wurde, hatten extrem schmale Fahrstreifen für viele Unfälle gesorgt. „Aus diesen Erfahrungen haben wir gelernt“, sagt Fuchs. Mit 3,25 Meter rechts und 2,85 Meter links werde das gesetzlich geforderte Mindestmaß übertroffen. Außerdem sollen Nothaltebuchten in einem Abstand von jeweils 1500 Metern verhindern, dass Autos mit Motorschaden im Weg stehen.

Ähnlich wie beim Ausbau der A1 sollen die Arbeiten auf der A7 abschnittweise vorangehen. Auf eine maximal zwölf Kilometer lange Baustelle folgen mindestens fünf Kilometer freie Strecke. Fuchs spricht von einer „Erholungsphase“. Autofahrer müssen dort jedoch mit einem Tempolimit rechnen, da die Fachleute davon ausgehen, dass der Rückstau am Beginn vor einer Baustelle besonders lang wird, wenn viele Fahrzeuge hohe Geschwindigkeiten reduzieren müssen. Zur Anti-Stau-Strategie gehört das Konzept, keine Ausweichstrecken durch die Orte im südlichen Schleswig-Holstein zu empfehlen. Für die Planer ist klar: Auf Nebenstrecken würden Autofahrer auf der ebenfalls überfüllten Bundesstraße 4 oder den stark frequentierten Ortsdurchfahrten von Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt stehen. Der Durchgangsverkehr soll hingegen in einem weiten Bogen an der A 7 vorbeigeleitet werden. Wer beispielsweise von Rendsburg nach Hannover unterwegs ist, kann ab Neumünster über die B 205 und die Autobahnen 21 und 1 nach Hamburg fahren. Für die Kieler bietet sich als Zufahrt zu dieser Umgehung der nördliche Abschnitt der A 21 an.

Digitale Schilder sollen Autofahrer auf Alternativrouten hinweisen. Auf den Tafeln werden voraussichtliche Fahrzeiten für Ziele wie den Flughafen oder die Hamburger Innenstadt stehen. Einen noch umfassenderen Service soll eine App für Hamburg und Schleswig-Holstein bieten, die mit dem Beginn der Bauarbeiten scharfgeschaltet wird. Außerdem sollen die Medien die Verkehrsteilnehmer kontinuierlich mit Informationen versorgen. Fuchs geht davon aus, dass viele Autofahrer auf die Bahn umsteigen werden. Die Deutsche Bahn fährt ab Dezember im 30-Minuten-Takt zwischen Neumünster und Hamburg. Von Bad Bramstedt aus verbindet eine neue Buslinie die Pendler mit dem DB-Bahnhof Wrist. Die AKN kann aus technischen Gründen ihren Zehnminutentakt nicht weiter verdichten. Denkbar ist, diesen Takt über einen längeren Zeitraum anzubieten. Für eine deutliche Entlastung werden ab Ende 2015 die neuen AKN-Triebwagen sorgen, in denen mehr Fahrgäste transportiert werden können. Außerdem prüft das Kaltenkirchener Unternehmen, ob es bei akuten Problemen auf der A 7 kurzfristig Züge verlängern kann.

Langfristig wandern die Baustellen Richtung Süden, sagt der Experte

In Gesprächen mit Logistikunternehmen und großen Firmen will Fuchs erreichen, dass Lastwagenfahrer möglichst die Zeiten meiden, in denen die Autobahn ohnehin voll ist, also im Berufsverkehr. Trotz ausgetüftelter Anti-Stau-Strategien werden sich aber beispielsweise Engpässe wie am Dreieck Nordwest nicht verhindern lassen, das mit 150.000 Autos zu den meist befahrenen Straßen Deutschlands gehört.

Auch nach dem Ausbau der A 7 auf sechs Streifen wird der Verkehr aus Schleswig-Holstein in Richtung Süden nicht problemlos rollen. „Das Thema bleibt zehn Jahre interessant“, sagt Fuchs. So lange wird Hamburg voraussichtlich an der Verbreiterung der Autobahn und den Deckeln arbeiten. Einziger Trost: Die Probleme werden im Laufe der Jahre für die Pendler aus dem Norden geringer, weil die Baustellen immer weiter nach Süden in Richtung Elbtunnel wandern werden.

So sollen die neuen Hinweistafeln aussehen