Grüne will berufliche Bildung in einem Institut bündeln. Bisher sind mehrere Ministerien zuständig.

Kiel. Die berufliche Bildung nach Hamburger Vorbild neu organisieren und damit verbessern: Das fordert die schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Ines Strehlau (Grüne). Die Halstenbekerin hat ein Konzept verfasst, mit dem sie jetzt im Landtag, in der Wirtschaft und an den Berufsschulen werben will.

Widerstand ist zu erwarten: Ines Strehlau möchte die derzeit auf viele Ministerien verteilte Zuständigkeiten in der Hand eines Schleswig-Holsteinischen Instituts für berufliche Bildung (kurz SHIBB) zusammenfassen. „Wir wollen die Jugendlichen ins Zentrum unserer Bemühungen stellen“, sagt Strehlau.

In Hamburg existiert ein solches Institut bereits seit vielen Jahren. In Schleswig-Holstein herrscht hingegen bei der beruflichen Aus- und Fortbildung ein Zuständigkeitswirrwarr. Die Berufsschulen sind dem Bildungsministerium zugeordnet, für Pflegeberufe ist das Gesundheitsministerium verantwortlich, mit landwirtschaftlichen Berufen beschäftigt sich das Landwirtschaftsministerium.

Für den gesamten Bereich der beruflichen Weiterbildung ist wiederum das Wirtschaftsministerium zuständig. All diese momentan noch zersplitterten Aufgaben sollen in dem neu zu gründenden SHIBB zusammengeführt werden.

Strehlau reagiert mit diesem Vorschlag unter anderem auf den wachsenden Facharbeitermangel. Experten sagen voraus, dass dem Bundesland im Jahr 2030 rund 100.000 Facharbeiter fehlen werden. Schon jetzt, so Strehlau, würden viele Handwerksbetriebe keine Auszubildenden mehr finden. Zugleich werden etwa ein Drittel der Schulabgänger in berufsvorbereitenden Maßnahmen „geparkt“, weil sie die für eine Lehre notwendigen Grundfähigkeiten noch nicht besitzen. „Diese Zahl ist viel zu hoch, die müssen wir dringend reduzieren“, sagt die Landtagsabgeordnete.

Kein Jugendlicher soll auf dem Weg von der Schule in den Beruf verloren gehen

Sie ist der Ansicht, dass dies unter anderem mit einer engeren Verzahnung von Berufsschulen und allgemeinbildenden Schulen erreicht werden kann. „Berufsschullehrer sind Experten in Sachen betrieblicher Ausbildung“, sagt Strehlau. „Sie könnten zum Beispiel den Schülern an allgemeinbildenden Schulen bei der Berufsorientierung helfen.“

Strehlaus Ziel: Kein Jugendlicher soll auf dem Weg von der Schule in den Beruf verloren gehen. Ihr Mittel: das SHIBB, das die Fach- und Dienstaufsicht über die beruflichen Schulen und die Weiterbildungsträger haben würde und schlüssige Fort- und Weiterbildungskonzepte „aus einem Guss“ entwickeln könnte. Strehlau schlägt vor, dieses neue Institut dem Bildungsministerium zu unterstellen.