Besorgniserregende Stichprobe. Zehn von 40 untersuchten Behältern sind leck. Vattenfall soll Rettungskonzept vorlegen

Kiel. Im Atomkraftwerk Brunsbüttel lagern mehrere Atommüllfässer, die leckgeschlagen sind. Der radioaktive Inhalt läuft aus. Dazu gehört auch das Spaltprodukt Cäsium 137, das eine sehr hohe Schadwirkung hat. Das hat jetzt eine Inspektion ergeben.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) forderte am Mittwoch den Eigentümer des AKW, den Stromkonzern Vattenfall, auf, bis Ende September ein Rettungskonzept vorzulegen. „Die Fässer müssen geborgen werden, bevor es noch schlimmer wird“, sagte Habeck. Zugleich mahnte er alle Kraftwerksbetreiber im Bundesgebiet, ähnliche Inspektionen vorzunehmen. Gesundheitsgefahren für die Kraftwerksmitarbeiter und die Bevölkerung bestünden aber nicht.

Wie schlimm es in den Kellerräumen (Kavernen) des Atomkraftwerks Brunsbüttel aussieht, weiß Habeck erst seit wenigen Tagen. Anfang August hatte man mit der Inspektion der Kaverne II begonnen, insgesamt gibt es sechs. 631 Stahlfässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall lagern dort. Vor der Strahlung schützen nicht die Fässer, sondern die bis zu anderthalb Meter dicken Wände der Kavernen. In dem jetzt untersuchten Kellerraum befinden sich 118 Fässer, die ältesten stammen aus den Jahren 1983 und 1985. 40 der 118 Fässer wurden inspiziert. Zehn wiesen starke Beschädigungen auf. In ihnen befindet sich ein „Verdampferkonzentrat“ – radioaktiv belastete Reinigungsflüssigkeit, die in Fässer gefüllt und getrocknet wird. Möglicherweise ist dabei ein Fehler geschehen.

In Brunsbüttel waren die Behörden aktiv geworden, weil im Frühjahr 2012 beim Umladen ein verrostetes Fass entdeckt wurde. Minister Habeck ordnete daraufhin eine Inspektion der Kavernen an. Dafür musste zunächst eine Spezialkamera konstruiert werden. Sie ging 2013 in Betrieb und entdeckte, dass in der Kaverne IV ein Viertel aller Behälter korrodiert sind. In der Kaverne II kam es nun noch schlimmer, weil erstmals Inhalt ausgetreten ist.

Eigentlich sollten die Fässer schon längst in das Lager Schacht Konrad in Niedersachsen gebracht werden. Doch dessen Fertigstellung verzögert sich immer wieder. Die Brunsbütteler Fässer sollen deshalb nun in sicheren „Mosaikbehältern“ in einer Halle auf dem Kraftwerksgelände untergebracht werden. Wie teuer die Bergung wird, ist unbekannt. Habeck: „Es ist mir auch egal, was das kostet.“ Zahlen muss Vattenfall.