Zwölf Dänen starben nach Infektion. 160 Kilo Fleisch des dänischen Herstellers auch in Schleswig-Holstein verkauft

Kiel. Möglicherweise mit Bakterien verseuchte Wurstwaren aus Dänemark sind auch nach Schleswig-Holstein geliefert worden. Das bestätigte das Landwirtschaftsministerium in Kiel. Demnach soll ein Supermarkt in Harrislee rund 160 Kilogramm Wurstwaren des mittlerweile geschlossenen Produzenten Jørn A. Rullepølser verkauft haben. Nach Verzehr der Wurst, in der später Listerien festgestellt wurden, sind im Nachbarland bereits zwölf Menschen ums Leben gekommen.

Die gesundheitsgefährdenden Listerienwerte oberhalb des Grenzwertes von 100 koloniebildenden Einheiten wurden zwar in einem Lammfleischprodukt nachgewiesen, das nach bisheriger Kenntnis nicht nach Deutschland geliefert wurde, Dänemark hat jedoch alle Produkte des Hersteller Jørn A. Rullepølser zurückgerufen, die nach dem 28. April hergestellt wurden. Dazu zählen auch vier Produkte, die in ein Geschäft des deutsch-dänischen Grenzhandels in Harrislee geliefert wurden: gekochter Schinken in Scheiben (Kogt skinke i skiver), Kassler in Scheiben (Hamburgerryg i skiver), Mettwurst in Scheiben (Sdj. Spegepølse i skiver) und gekochte Rullepølse in Scheiben (Kogt rullepølse i skiver). Der Zwischenhändler gab am Donnerstag selbst eine Lebensmittelwarnung heraus, die das Umweltministerium unter www.lebensmittelwarnung.de veröffentlichte.

Alle Produkte seien zwischen dem 24. Mai und dem 21. Juni verkauft worden, teilt das Landwirtschaftsministerium mit. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass die Lebensmittel mit Bakterien über die zulässigen Grenzwerte hinaus belastet gewesen seien. Käufer, die die Waren noch hätten, etwa eingefroren, sollten diese wegwerfen oder im Geschäft abgeben. Wie die Zeitung „Politiken“ berichtet, musste der Hersteller bereits zweimal Produkte wegen Listerien zurückziehen.

Schleswig-Holstein erhielt über das Europäische Schnellwarnsystem Kenntnis von der Lieferung. Neuigkeiten würden ebenfalls auf diesem Wege transportiert. Derzeit gebe es keine Hinweise auf Erkrankungen im Zusammenhang mit den Lebensmitteln.

In Dänemark hatten sich zwischen September 2013 und August 2014 20 Menschen mit den Bakterien infiziert, zwölf von ihnen starben. Wie am Mittwoch bekannt wurde, könnten noch mehr Menschen betroffen sein: Forscher des staatlichen Serum Instituts teilten mit, dass sie Proben von vier Patienten untersuchten und weitere Proben erwarteten.

„Nach Deutschland sind relativ wenige Produkte des Herstellers gelangt, dennoch hat der Fall in Dänemark erhebliche Ausmaße angenommen, die wir auch bei uns nicht ausschließen können“, sagt Gudrun Köster, Referentin für Lebensmittel und Ernährung in der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Es bestehe aber kein Grund zur Panik. „Listerien sind immer wieder Gegenstand von Lebensmittelwarnungen.“ Daher rate die Verbraucherzentrale vor allem abwehrgeschwächten Menschen dazu, auch „im Normalfall“ mit Produkten wie Lachs oder Rohmilchkäse sehr vorsichtig umzugehen. „Schneidebretter und Messer sollten nach dem Gebrauch nicht mehr in Kontakt mit anderen Lebensmitteln gebracht werden.“ Wer aus dem Urlaub in Dänemark Produkte des Herstellers mitgebracht habe, könne diese mit einer Liste, die dänische Behörden im Internet unter www.foedevarestyrelsen.dk zur Verfügung stellen, abgleichen. Das Gesundheitsministerium hat Krankenhäuser informiert, um sie für einschlägige Symptome einer Listerieninfektion zu sensibilisieren. So sollten Ärzte Zeitverluste bis zur Diagnose vermeiden und gegebenenfalls Mitbetroffene aus dem Umfeld der Kranken schützen. Wer Fleischprodukte aus Dänemark gegessen habe und nun an grippeähnlichen Symptomen leide, sollte seinen Arzt davon in Kenntnis setzen.