Seit dem späten Mittelalter bis zur beginnenden Industrialisierung war die zünftige Wanderschaft für Handwerksgesellen eine der Voraussetzungen für die Zulassung zur Meisterprüfung. Ende der 20er-Jahre erlebte die Walz ihre Hochzeiten, doch die Nationalsozialisten verboten die Vereinigungen. Erst in den 80er-Jahren und speziell nach der Wiedervereinigung wuchs das Interesse an dem Brauch wieder. Ziel der Wanderschaft ist es, fremde Arbeitspraktiken, Regionen und Länder kennenzulernen, Lebenserfahrung zu sammeln und das Handwerk zu verfeinern.

Die meisten der aktuell rund 300 Wanderer in Deutschland sind in den großen Vereinigungen organisiert. Dazu gehören die Rechtschaffenen Fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen, die Rolandsbrüder und die Freien Vogtländer Deutschland. Frauen sind hier in der Regel nicht zugelassen. Sie können im Freien Begegnungsschacht oder als Freireisende auf Wanderschaft gehen. Mindestzeitraum in den großen Schächten sind drei Jahre und ein Tag, bei den Freien Vogtländern sind es zwei Jahre und ein Tag. Waren früher noch verschiedene Handwerksgruppen auf Wanderschaft, sind es heute fast nur noch Gesellen aus dem Holzbau. Weltweit sollen etwa 10.000 zünftige Wanderer unterwegs sein.