Stormarn lockt mehr Gewerbe an: CDU-Abgeordneter Karl-Heinz Warnholz kritisiert, dass Hansestadt sich Steuereinnahmen entgehen lasse.

Braak/Stapelfeld. Mit dem Fahrstuhl gelangt der Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karl-Heinz Warnholz auf die 45 Meter hohe Aussichtsplattform der Stapelfelder Müllverbrennungsanlage. Von hier aus bietet sich dem Rahlstedter Politiker ein weiter Blick ins Land. Auf der einen Seite das Naturschutzgebiet Höltigbaum. Und auf der anderen das interkommunale Gewerbegebiet Stapelfeld/Braak in Schleswig-Holstein.

Rund 65 Firmen haben sich seit 1997 hier angesiedelt. „Zweifellos eine Erfolgsgeschichte für den Kreis Stormarn“, sagt der 69-jährige Parlamentarier Warnholz. „Aber leider nicht für Hamburg. Die Hansestadt – sie schläft“, sagt er.

Zwar begrüßt der Bürgerschaftsabgeordnete die positive Entwicklung der Metropolregion. Aber er äußert auch scharfe Kritik aus Sicht der Hansestadt daran: „Hamburg gehen durch diese Ansiedlung im Umland jährlich Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen verloren.“ Während die Wirtschaftsförderung im Kreis Stormarn bestens organisiert sei, gebe es in Hamburg zu hohe bürokratische Hürden. Zudem herrsche in den Bauämtern der Hansestadt Personalnot – ander als in Stormarn. „Dieser Kreis hat sich mit seiner Wirtschaftsförderung einen hervorragenden Ruf erworben. Die interessierten Firmen werden von Anfang an kompetent und zügig durch den Kreis begleitet.“

Das Gewerbegebiet entlang der Autobahn1 lockt mit exzellenter Verkehrsanbindung, voll erschlossenen Gewerbeflächen und günstigen Wohnungen im Grünen. Selbst auf die Hamburger Vorwahl 040 muss vor den Toren der Stadt niemand verzichten, was für etliche Unternehmen ebenfalls wichtig ist.

„Dazu kommt, dass kleinräumige Verwaltungsgrenzen bei uns keine Rolle mehr spielen“, sagt Georg Frank, Projektleiter in der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mit Sitz in Bad Oldesloe. Darüber hinaus ziehe die günstige Gewerbesteuer neue Firmen an. Während in der Hansestadt ein Hebesatz von 470 Prozent gilt, sind es im schleswig-holsteinischen Umland je nach Gemeinde lediglich zwischen 285 und 370 Prozent.

In Braak stehen noch sechs Hektar für vier bis sechs Betriebe zur Verfügung

Inzwischen hat sich ein ausgewogener Branchenmix in der Nähe der Autobahn 1 etabliert. Dazu zählen sowohl mittelständische Unternehmen als auch Global Player. Die Firma Lekkerland, die täglich mit 400 Lastwagen rund 62.000 Kioske, Tankstellen und weitere Einrichtungen mit Produkten beliefert, ist mit ihrem Logistikcenter schon seit 1998 im Gewerbegebiet Braak. „Wir“, sagt Rico Patzelt, Director Logistics North Lekkerland, „haben uns aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung an die A 1 und der zentralen Lage für diesen Standort entschieden. Von der Stadtgrenze Hamburg erreichen wir unsere Kunden schnell und zuverlässig.“ Ob das Unternehmen die Entscheidung bereut hat? „Keineswegs. Wir sind mit unserem Standort sehr zufrieden“, fügt Patzelt hinzu.

Auf einem weiteren neu erschlossenen Gelände an der A 1 hat sich derweil die Boltze-Gruppe niedergelassen. Am 24. März eröffnet der Spezialist für Wohnaccessoires dort das neue Logistikzentrum, inklusive Showroom. Und nimmt damit Abschied vom bisherigen Ahrensburger Standort.

Während die Hamburger Handelskammer beklagt, dass es in der Hansestadt einen eindeutigen Mangel an verwertbaren Gewerbeflächen mit mehr als fünf Hektar gibt, verfügt das Umland im schleswig-holsteinischen Braak offenbar noch über genügend Platz. Projektleiter Frank: „In dem aktuellen Gewerbegebiet in Braak stehen noch rund sechs Hektar für vier bis sechs Betriebe zur Verfügung.“

Der Wandsbeker CDU-Politiker Karl-Heinz Warnholz gibt trotz des Mangels in der Großstadt nicht auf, dort nach neuen Flächen Ausschau zu halten. In einer Kleinen Anfrage an die Stadtentwicklungsbehörde und das Bezirksamt Wandsbek will er jetzt wissen, welche Potenziale ein Gewerbegebiet im Osten von Rahlstedt haben könnte.