Carl-Eduard von Bismarck teilt aus: Er wirft seiner Mutter Antisemitismus und seinem Bruder Habgier vor. Es offenbaren sich unvermutete Abgründe. Lesen Sie hier, was dahintersteckt.

Aumühle. Friedlich und ruhig, so geht es auf Schloss Friedrichsruh schon lange nicht mehr zu. Es ist seit Jahren Austragungsort einer Familienfehde, die die Klatschspalten füllt und den Eisernen Kanzler im Grab rotieren lassen müsste. Sein Urenkel Ferdinand Fürst von Bismarck und dessen Frau Elisabeth können sich nicht über die Erbfolge ihrer Söhne einigen: Während das Familienoberhaupt das traditionelle Erstgeborenenrecht möchte, sieht seine Frau eher den jüngeren Sohn Gregor als Erben. Aus diesem Grund hat sich auch Carl-Eduard, der Ältere, mit seinem jüngeren Bruder überworfen; nach einem Streit legte die Polizei „Calle“ sogar Handschellen an.

Von der einflussreichen Politdynastie ist nur noch ein Haufen zerstrittener Menschen geblieben. Jetzt legt der Titelanwärter in einem Interview nach. In der „Bild am Sonntag“ macht Carl-Eduard seiner Mutter und seinem Bruder heftigste Vorwürfe. Es offenbaren sich Abgründe, die man eher bei „Dallas“ oder „Denver Clan“ vermutet.

Außerdem berichtet „Calle“ von der Trunksucht, der er immer wieder verfällt, von seinen Schulden und von den Eheproblemen mit seiner dritten Frau Nathalie. Mit ihr und den Kindern Alexei, 7, und Grace, 5, lebt er größtenteils in London. Dort wolle er versuchen, wieder „zu einem normalen Leben zurückzukehren“, sagt von Bismarck, der den Familienzwist verantwortlich für seinen Rückfall in die Alkoholsucht macht. Kürzlich erst habe vermutlich jemand aus seiner Familie ausgeplaudert, dass es gegen ihn und seine Frau einen Vollstreckungsbescheid über 13.000 Euro gab, den sein Vater beglichen hat. Carl-Eduard Graf von Bismarck will gegen die Berichterstattung und vielleicht auch gegen die Familienmitglieder gerichtlich vorgehen. „Es ist schrecklich, aber ich kann nicht länger schweigen, denn nun wird auch der Ruf meiner Frau Nathalie beschädigt“, sagte von Bismarck.

Also teilt er aus. Er beschuldigt Mutter und Bruder, seine Post zu öffnen und ihm vorzuenthalten. „Mahnungen erreichen mich oft erst, wenn der Gerichtsvollzieher involviert ist“, sagt er. Der komme häufig. Weil sein Vater, bei dem er Alzheimer vermutet, nicht wolle, dass er einen Offenbarungseid leiste, gebe es offene Rechnungen in Höhe von rund 200.000 Euro. Sein Bruder Gregor nutze die Krankheit des Vaters aus. Er habe ihn zum Notar geschleppt, um sich den Besitz zu sichern; später habe sein Vater ihn deswegen verklagt.

Sein Bruder besitze jetzt 51 Prozent der insgesamt 3000 Hektar großen Forstwirtschaft und habe nach dem Tod des Vaters das Sagen auf dem Schloss. So lange habe er, Carl-Eduard, dort ein Wohnrecht. „Meine Mutter und mein Bruder wollen mich dort schon heute nicht sehen“, klagte „Calle“ in der „Bild am Sonntag“. Erst kürzlich hätten sie wieder Türschlösser ausgetauscht, sodass er nicht in seinen Teil des Schlosses konnte. Das Zusammenleben der Eltern und dem Erstgeborenen unter einem Dach sorgt bei der Adelsfamilie immer wieder für Streit. Vor drei Jahren hatte Gregor von Bismarck, der mit seiner Familie ein Anwesen in der Nähe bewohnt, sogar die Polizei gerufen.

Es ging angeblich um schwere Körperverletzung, Drogen und Alkohol. Carl-Eduard von Bismarck soll seine Mutter angegriffen haben. Die Polizisten legten ihm Handschellen an. „Mein Bruder stand über mir, sagte immer wieder zu den Beamten, ihre Geräte gingen nicht richtig, es müsse Alkohol im Spiel sein. Aber ich war nüchtern“, erinnert sich Carl-Eduard von Bismarck. Auch Weihnachten 2012 war dicke Luft. „Meine Mutter hatte uns kurz vor Heiligabend ausgeladen. Wir hatten nicht mal eingekauft und haben dann am 24. Fast Food bestellt. Es war schrecklich für die Kinder.“

Seine Mutter habe ein Problem mit seiner Frau, vermutet er. „Sie ist ihr zu selbstbewusst, zu erfolgreich, zu selbstständig.“ Immer wieder habe seine Mutter seine Frau antisemitisch beschimpft, am Telefon, per SMS und Mail. Das passiere immer gegen 17 Uhr, vermutlich wenn sie getrunken habe. Seinem Bruder unterstellt er Habgier. Gregor habe sich „aus dem Staub gemacht“ und sich „zwölf Jahre als Filmproduzent in Los Angelos versucht“. Als er selber in New York versucht habe, seine Alkoholsucht zu besiegen, sei dieser „zurück nach Deutschland gekommen mit der Hoffnung, sich alles unter den Nagel reißen zu können“.

Er habe „sicherlich Fehler gemacht“, gibt Carl-Eduard von Bismarck zu. Dazu gehöre, dass er betrunken Auto gefahren sei und zu schwach war in seiner Zeit als Politiker. Als Peter Harry Carstensen 2005 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein wurde, nahm CDU-Mitglied von Bismarck dessen Platz im Bundestag ein. Seine seltene Präsenz brachte ihm die Bezeichnung „faulster Bundestagspolitiker“ ein.

Carl-Eduard von Bismarck ist oft gescheitert. Er sagt, sein Name war ihm immer „Türöffner und zugleich eine Bürde“. Jetzt seien die Fronten in der Familie so zerstritten, dass er nicht mehr weiter wisse. Ein Lichtblick sei, dass sich alle Bismarck-Kinder, die seines Bruder und seiner Schwester Vanessa, sich wirklich mögen würden. „Ich hoffe auf die nächste Generation.“ Für eine Stellungnahme war die Familie am Sonntag nicht zu erreichen.