Forstämter und Deutscher Wetterdienst warnen. Lüneburger Heide und Nadelwälder sind besonders gefährdet. Ministerien und Landesforste bitten die Bevölkerung um umsichtiges Verhalten.

Hannover/Hamburg/Kiel. Die einen brechen morgens nach dem Blick in den wolkenlosen Himmel und aufs Thermometer in Jubel aus. Bei den anderen tauchen Sorgenfalten auf der Stirn auf. Zur zweiten Gruppe von Menschen zählt auch Robert Hausen. Der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst hat Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein fest im Blick, wenn es um Gefahren von Waldbränden und Graslandbränden geht. Die Hitze und die Trockenheit der vergangenen Tage haben das Risiko eines Feuers enorm erhöht. „Die Waldbrandgefahr ist bislang für einen mitteleuropäischen Sommer normal hoch“, sagt Hausen. „Die Frage ist, wie lange Hitze und Trockenheit noch anhalten.“ In Niedersachsen und Hamburg deuteten sich Niederschläge an. In Schleswig-Holstein bleibe es jedoch weiter trocken, prognostiziert Hausen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes gilt im Bereich zwischen Rendsburg, Itzehoe und Heide inzwischen die zweithöchste Gefahrenstufe. Am Mittwoch wird diese Warnung für das gesamte mittlere und südliche Schleswig-Holstein gelten. Mit einer teilweisen Entspannung könne frühestens Donnerstag gerechnet werden.

Das Wald- und Grasbrandrisiko erstellen Mitarbeiter der Abteilung Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes deutschlandweit mithilfe von 500 Wetterstationen. Der Waldbrandgefahrenindex verrechnet als stündliche Eingangsgrößen im Sommer Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Niederschlagssumme. Der Grasland-Feuerindex beschreibt die Gefährdung offenen Geländes wie trockene Wiesen, reife Getreidefelder sowie Stoppelfelder.

„Die Ergebnisse der Messungen gleichen wir mit den Beobachtungen der Förster vor Ort ab“, sagt Robert Hausen.

„Gefährdete Gebiete werden in diesen heißen Wochen von den Landesforsten mit wärmegestützten Kameras und von Flugzeugen aus beobachtet“ sagt Jan Muntendorf von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Hamburg. Am meisten seien Forstreviere mit hohem Nadelholzanteil gefährdet. „In Hamburg sind das Waldgebiete wie Klövensteen, Hausbruch und Eißendorf. In Schleswig-Holstein seien das zum Beispiel die Segeberger Heide und auch kleine Nadelholzinseln wie in St. Peter-Ording. „Nadelhölzer sind besonders gefährdet. Die Wälder sind nicht so dicht wie zum Beispiel Buchenwälder.“ Der Boden verdunste sehr viel mehr Wasser. Zudem sei die trockene Nadelstreu mit bis zu 30 Zentimetern sehr viel höher als die Blätterdecke in Laubwäldern.

In Niedersachsen hat der Deutsche Wetterdienst für heute mit der Alarmstufe lila höchste Waldbrandgefahr ausgerufen. Für die Lüneburger Heide hat das niedersächsische Innenministerium die zweithöchste Alarmstufe angesetzt. Hohe Waldbrandgefahr herrsche auch in Celle, Lüneburg, Uelzen, Lüchow, Nienburg und Rothenburg, Diepholz und im Emsland, sagt Michael Diepholz, Sprecher der niedersächsischen Landesforsten.

Ministerien und Landesforste bitten die Bevölkerung um umsichtiges Verhalten. Grillen und offene Feuer seien nur an besonders gekennzeichneten Feuerstellen erlaubt. Rauchen auf trockenen Wiesen und landwirtschaftlich genutzten Flächen sollte unbedingt unterbleiben. In Hamburgs Wäldern gilt von März bis Oktober ein generelles Rauchverbot. Glasgefäße wie Flaschen sollten nach einem Picknick wegen des Brennglaseffekts und der Gefahr der Entzündung von Pflanzen unbedingt wieder mitgenommen werden. Gleiches gilt für Glasscherben. „Autos mit Katalysatoren dürfen nur auf Waldwegen oder an gekennzeichneten Plätzen abgestellt werden“, sagt Jan Muntendorf. Durch die ausströmende Hitze der Katalysatoren können sich Gräser entzünden. Tau in den Morgenstunden verringert die Zündfähigkeit von trockenen Gräsern nur zeitweise.

Selbst dann kann eine glimmende Zigarette weiterhin ausreichend Energie freisetzen, um einen Brand auszulösen.