Die 50 Einwohner der Kleinstgemeinde Dreggers im Kreis Segeberg entscheiden gemeinsam, was bei ihnen vor der Haustür geschieht

Dreggers. Mehr direkte Demokratie, mehr Mitsprachemöglichkeiten für die Bürger? In Dreggers sind die derzeit modernen Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung schon längst umgesetzt. Das Dorf im Kreis Segeberg gehört zu den 27 Gemeinden in Schleswig-Holstein, die so klein sind, dass sie kein Parlament wählen. "Bei uns herrscht Urdemokratie", sagt die Bürgermeisterin Karin David. In diesen Kleinstgemeinden mit nicht mehr als 70 Einwohnern entscheiden alle wahlberechtigten Bürger gemeinsam, was in ihrem Dorf geschieht und wer Bürgermeister wird.

Eine Wahl fand dort gestern dennoch statt - die Kreiswahl, denn alle Kleinstgemeinden sind Teil eines Kreises. Nordfriesland ist mit neun Minidörfern Spitzenreiter, auf Platz zwei findet sich der Kreis Steinburg (sechs), den dritten Platz teilen sich die Kreise Herzogtum Lauenburg und Dithmarschen (je vier).

Das Dorf Dreggers ist im Kreis Segeberg ein Einzelfall. Gut 50 Einwohner zählt das Dorf, das auf halber Strecke zwischen Bad Oldesloe und Bad Segeberg liegt. Seit zehn Jahren ist Karin David die Bürgermeisterin. Gestern hatte sie den Flur ihres Hauses in der Dorfstraße zum Wahllokal umfunktioniert. 41 Wahlberechtigte gibt es in dem Ort. Am Ende haben 24 von ihnen ihre Stimmen abgegeben. Die CDU bekommt zehn Stimmen, die Grünen sechs, die SPD vier. Für die FDP votiert einer der 41 Wahlberechtigten. Drei Stimmzettel sind ungültig. Das dürfte in Dreggers für Gesprächsstoff sorgen, wie konnte das passieren?

Ist es eigentlich schwierig, Frau David, in einer so kleinen Gemeinde Bürgermeisterin zu sein, wo jeder jeden kennt? "Eigentlich nicht", entgegnet sie, "wir haben bisher immer einen Konsens gefunden."

Rund 15 bis 20 Dorfbewohner kommen im Schnitt zu den Gemeindeversammlungen. Weil es im Ort keinen Raum gibt, der groß genug für eine solche Zusammenkunft ist, wird das Schicksal von Dreggers nicht in Dreggers, sondern im benachbarten Bühnsdorf entschieden - im dortigen Feuerwehrgerätehaus. Am 3. Juni 2013 ist es wieder so weit. Dann wählen die Bürger von Dreggers einen neuen Bürgermeister. Wird es wieder Karin David sein? "Das weiß man in so einer Gemeinde nie so genau", sagt die Bürgermeisterin. "Aber ich habe schon Lust, ein wenig weiterzumachen."