Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein, das sind nicht nur Zahlen, Stimmen und politische Trends. 15 Abendblatt-Reporter haben die kleinen und großen Momente aufgeschrieben.

Kiel, Landeshaus, 16 Uhr: Am Landeshaus ist alles ruhig, nur der Regen prasselt. Menschen sind kaum zu sehen. Ist wirklich Kommunalwahl? Offenbar schon, denn das Innenministerium gibt die ersten Wahlbeteiligungszahlen heraus. Die passen zum grauen Himmel: Erst 27,3 Prozent haben bis 14 Uhr abgestimmt. Steuern wir auf die schlechteste Beteiligung aller Zeiten zu?

Kreis Segeberg, Hasenmoor: In der kleinen Gemeinde ist die Wahl schon entschieden. Die CDU um Bürgermeister Klaus-Wilhelm Schümann ist die einzige Partei, die antritt. Erdrutschartige Verluste sind also nicht zu erwarten.

Kreis Segeberg, Henstedt-Ulzburg, 16.54 Uhr: Bürgervorsteher Carsten Schäfer hat seine Reise durch alle 17 Wahllokale beendet. Fazit: Drei eingeteilte Wahlhelfer sind nicht erschienen. Mitarbeiter des Rathauses sprangen kurzfristig ein.

Kreis Stormarn, 17.14 Uhr: Beim Wahlteam der Stormarner Kreisverwaltung gibt es Pizza. Im Sitzungssaal flimmern die Fernsehnachrichten über eine große Leinwand. Zu sehen sind Bilder des Champions-League-Finales von Sonnabend. Ganz großes Kino.

Kreis Pinneberg, Rathaus Tornesch, 18:12 Uhr: Bürgermeister Roland Krügel übt sich als Barkeeper. Er serviert den Gästen Wein und Bier. 18:35 Uhr: Im zweiten und dritten Wahlkreis werden sechs Stimmen für die NPD notiert. Es wird still im Saal.

Kreis Stormarn, Glinde, 18.49 Uhr: Eine Mutter vermisst seit Sonnabend ihren Sohn. Er war am Sonntag als Wahlhelfer eingeplant. Sie will wissen, ob er im Wahllokal erschienen ist. Die Polizei wird eingeschaltet.

Kreis Stormarn, Ahrensburg, 19:32 Uhr: Der Beamer im Ahrensburger Rathaus ist ausgefallen. Stadtsprecher Andreas Zimmermann versorgt die Gäste mit Infos aus seinem Smartphone.

Kreis Stormarn, Bargteheide, 20.10 Uhr: Die Telefone klingeln ununterbrochen. Es herrscht Hochspannung. Die Zahlen stimmen nicht überein, es wird gegengerechnet. Dann stimmt es. Der Leiter des Bürgerbüros und Dietmar Fleischmann vom Ordnungsamt reichen sich die Zettel mit den Ergebnissen zu. Voriges Jahr wurde im Bürgerbüro ausgezählt. Aber ständig kamen die Politiker und fragten nach den Ergebnissen. Dieses Mal bleibt die Tür zu.

Kreis Pinneberg, Rathaus Uetersen, 20.31 Uhr: Unter Beifall wird das Endergebnis der Stadtratswahl in Uetersen bekannt gegeben: Die NPD hat den Einzug in den Stadtrat nicht geschafft. Was auch für den Pinneberger Kreistag gilt.

Kreis Segeberg, Norderstedt, 20.34 Uhr: Die Grünen feiern bei Antipasti in einer kleinen Bar ihre 14 Prozent. Spitzenkandidatin Spörel hat Schnupfen und Fieber, feiert aber trotzdem mit.

Kreis Stormarn, Bargteheide, Ratssaal 20.42 Uhr: Es bleibt beim Patt im Wahlkreis 7. Sandra Harmuth (CDU) und Andreas Müller (SPD) haben je 146 Stimmen. Das Los muss entscheiden. Welche Auswirkung hat das auf die Sitzverteilung? Der Bürgermeister sagt: "Das wissen wir nicht."

Kreis Pinneberg, Elmshorn, Parkplatz des Restaurants Im Winkel, 20:41 Uhr: Michael Schinkel (SPD) wartet allein vor der Tür auf das Ergebnis seines Wahlkreises - das Einzige, was noch fehlt. "Ich bin sehr aufgeregt. Das ist ein schwieriger Wahlkreis", sagt er. Um 22.47 Uhr dann die Gewissheit: Er hat es geschafft.

Kreis Stormarn, Glinde, Marcellin-Verbe-Haus, 21.45 Uhr: Knapper geht es nicht: Dem vorläufigen Endergebnis zufolge entscheidet in Glinde eine Stimme über die stärkste Fraktion in der Stadtvertretung. Die CDU darf damit wohl den Bürgervorsteher stellen.

Kreis Stormarn, Großhansdorf, Waldreitersaal, 22.02 Uhr: Die Wahlparty der CDU, bei der auch Mitglieder der Grünen vorbeischauen, neigt sich dem Ende. Entspannte Atmosphäre bei Rotwein. Bürgervorsteher Jens Heinrich, sagt: "Wir vernichten Rote!" Natürlich im Scherz - außerdem haben die politischen Roten in der Waldgemeinde einen Sitz dazugewonnen.