Stardirigent unterschrieb notariell beglaubigtes Schuldanerkenntnis. Gläubiger Michael Urban: “Ich habe mich einlullen lassen“

Kiel/Gran Canaria. Er hat das Schleswig-Holstein Musik Festival gegründet, ist ein international renommierter Pianist und Dirigent. Menschen, die mit ihm zu tun haben, beschreiben ihn als charmanten Redner und professionellen Selbstvermarkter. Beim Geld jedoch hat Justus Frantz (65) anscheinend kein gutes Händchen. Vor drei Jahren wurde der Maestro zur Rückzahlung eines 2,9-Millionen-Euro-Darlehens verklagt. Jetzt hat er wieder Geldprobleme. Er unterschrieb ein Schuldanerkenntnis, wonach er seinem Gläubiger Michael Urban 880 000 Euro schulde. Der will nun bei Justus Frantz pfänden lassen.



In dem notariell beglaubigten Schuldanerkenntnis, das dem Abendblatt vorliegt, heißt es: "Ich, Justus Frantz, erkenne hiermit an, Herrn Michael Urban (...) einen Betrag in Höhe von Euro 880.000,00 (...) seit dem 26. September 2008 zu schulden." Pikant: Urban ist der zweite Vorsitzende des Fördervereins Philharmonie der Nationen. Frantz ist Gründer der Philharmonie und Chefdirigent.


Das Verhältnis der beiden ist geprägt von Bewunderung, Abhängigkeit, Geltungssucht und Gier. Urban (37), der mit der Gründung des Online-Portals buch.de zu Vermögen gekommen ist, hatte Frantz nach eigener Aussage vor einigen Jahren auf Gran Canaria kennengelernt. Der Dirigent hat dort ein exklusives Anwesen, Urban eine Firma. Der Internet-Unternehmer bezeichnet sich als Klassik-Fan. Die Idee, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern, habe ihn bewogen, in den Vorstand des Fördervereins der Philharmonie mit Sitz in Kiel zu gehen.


"Mitte 2007 hat mich Herr Frantz gebeten, ihm mit mehreren Tausend Euro auszuhelfen", sagt Urban. Gagen seien noch nicht überwiesen worden. Deshalb habe der Musiker Schwierigkeiten, die Gehälter seiner Angestellten und andere Verbindlichkeiten zu bezahlen. "Ich dachte anfangs, es wäre eine Ehre, einem weltberühmten Künstler aus der Patsche zu helfen." Kurz darauf seien es weitere fünfstellige Beträge gewesen. Das Geld habe er mal in bar sowohl an ihn selber oder an seine Mitarbeiter übergeben, mal überwiesen oder Schuldtitel aufgekauft. Meistens habe es Quittungen gegeben. Später habe Justus Frantz ihm auch Grundstücksanteile für weiteres Geld angeboten. Laut Urban habe Justus Frantz sehr schnell dieses Geld gebraucht und als Dank für die Hilfe ein günstiges Angebot gemacht. Als sich der Grundstücksdeal immer wieder verzögerte, habe Urban dann die Reißleine gezogen. Im Oktober 2008 schließlich das Schuldanerkenntnis.


"Als Unternehmer hätte ich das alles von drei Anwälten prüfen lassen. Aber ich habe als Privatperson gehandelt", sagt Urban. Und dann gibt er zu: "Das Angebot war zu verlockend." Urban machte sich insgeheim Hoffnungen, durch den Musiker die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page kennenzulernen. "Ich habe mich einlullen lassen." Frantz ließ dem Abendblatt über seine Anwälte mitteilen, dass die Vorwürfe so nicht stimmten. Darüber hinaus will er sich nicht äußern.


Urban sagte, dass er den Rechtsstreit über 2,9 Millionen Euro vor drei Jahren nicht gekannt habe. Anwalt Peter Holtappels hatte gegen den Dirigenten geklagt. Er hatte die Forderungen der Reederwitwe Jutta Harmstorf übernommen, die Frantz das Darlehen gewährt hatte. Nach Abendblatt-Informationen gab es damals einen Vergleich, in dem Frantz 900 000 Euro erlassen wurden.