Junge Gäste verwüsten Hotel in Reinbek. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Waffengesetz.

Reinbek. Die von Bismarcks - sie haben's wirklich nicht leicht. Wann immer der Clan um Ferdinand Fürst von Bismarck richtig schön seinen Geburtstag am 22. November, also heute, feiern will, steht rund um den Festtag Unehrenhaftes in der Zeitung. "Adel vernichtet" muss und musste der Urenkel von Reichskanzler Otto von Bismarck da lesen oder "Geladene Stimmung im Hause Bismarck". Unschön, wirklich unschön. Doch im Gegensatz zum vergangenen Jahr ist der Jubilar, der heute seinen 81. Geburtstag begeht, an den aktuellen Vorfällen nicht direkt beteiligt. Man könnte eher von einem Gastgeschenk sprechen. Denn lediglich die jüngere Generation seiner weit verzweigten Familie und des Freundeskreises hatte sich gehen lassen und randaliert, wie die "Bild"-Zeitung berichtete. Für vergangenen Freitag luden die Bismarcks zur zweitägigen Schwarzwildjagd in ihren Sachsenwald, dazu wurde ein weiterer Geburtstag gefeiert, am Sonnabend dann noch die Kostümparty "Costume Rock'n' Roll Circus".

Rund 120 Gäste, darunter sollen viele Adelige und Prominente wie der Halbbruder des französischen Präsidenten, Olivier Sarkozy, gewesen sein, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. Anscheinend reichte vor allem den jüngeren Gästen der Adelsclique die Sause mit Eltern und Familie nicht. Denn in ihrem Hotel ging es in den frühen Morgenstunden erst richtig los: Um 6 Uhr morgens wurde es laut. Sehr laut. Denn da feierte der Jungadel im Vier-Sterne-Haus Sachsenwald-Hotel Reinbek weiter und hinterließ ein regelrechtes Trümmerfeld. Erst anderthalb Stunden nachdem die Feierwütigen die Flure im dritten und siebten Stock sowie mehrere Zimmer verwüstet hatten, wurde die Polizei alarmiert.

+++ Erst Party bei von Bismarcks - dann Hotel verwüstet? +++

Die beiden Beamten fanden die meisten Hotelgäste deswegen bereits schlafend in ihren Zimmern vor. "Die Kollegen stellten fest, dass fünf Türen aus der Halterung gerissen und stark beschädigt waren. Eine 1000 Euro teure Zimmertür war sogar in der Mitte quer angebrochen", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Zudem seien auf den Hotelfluren überall Essensreste und Kippen verteilt gewesen. Wie hoch der Schaden ist, kann die Polizei noch nicht abschätzen. Jetzt wird wegen Sachbeschädigung ermittelt. "Es gibt aber keinen konkreten Tatverdacht gegen eine oder mehrere Personen. Bisher ermitteln wir gegen unbekannt", sagt Kurz.

42 zumeist jüngere Partygäste waren in 26 Zimmern des Sachsenwald-Hotels untergebracht. In den kommenden Tagen sollen sie befragt werden. Allerdings sind die meisten bereits abgereist. Die Hinterlassenschaften waren zum Teil schmutzig, zum Teil brisant: "Eine Putzfrau hat mehrere Schuss Jagdwaffenmunition in einem Zimmer gefunden", sagte die Polizeisprecherin. Die Beamten der Reinbeker Polizei holten die Munition gestern Mittag ab und ermitteln jetzt auch wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Denn Munition muss genauso wie Waffen, beides sogar getrennt voneinander, sicher in speziellen Schränken weggeschlossen werden. Mittlerweile herrscht tiefes Schweigen im Sachsenwald, weder die Bismarcks noch einer der Geladenen wollten sich zu den Vorfällen äußern.

Dass Gäste nach überhöhtem Alkoholgenuss auch mal über die Stränge schlagen, kommt auch in Hamburger Luxushotels vor. So bekam ein bekannter Hamburger, der gerne dem Alkohol zuspricht, Hausverbot, da er wiederholt andere Gäste im Wellnessbereich bepöbelte. Ein bisschen lauter ging es auch zu, als britische Offiziere in einem anderen Edelhotel zu Gast waren. Die zunächst noch sehr schick gekleideten Herren ließen sich diverse Flaschen Wein schmecken und sprangen dann in den Springbrunnen des Hauses. Unbekleidet.

Einen Eklat in Friedrichsruh hatte es erst im Herbst vergangenen Jahres gegeben, als ein Familienstreit bei den Bismarcks derart eskalierte, dass die Polizei mehrere Stunden lang die Lage auf Schloss Friedrichsruh beruhigen musste. Ferdinands Sohn, Graf Carl Eduard, genannt Calle, soll versucht haben, seine Mutter, die 72-jährige Fürstin Elisabeth, aus dem Haus zu werfen. Es gab Meinungsverschiedenheiten um die Zukunft des Familienunternehmens und die Erbfolge. Im Abendblatt-Interview sagte die Fürstin vor vier Monaten dazu: "Die Spanier haben eine etwas seltsame, aber doch wahre Redensart. Sie sagen: 'Als die Kinder klein waren, da waren sie so süß, dass ich sie hätte auffressen können. Heute bin ich traurig, dass ich sie nicht aufgefressen habe.' Das ist natürlich nicht ernst gemeint. Ich hoffe, dass die Harmonie in unsere ganze Familie zurückkehrt."