Der Zusammenschluss der evangelischen Kirchen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist so gut wie sicher.

Heringsdorf. Die künftige evangelische Nordkirche hat die vorletzte Hürde übersprungen. Die Verfassunggebende Synode, die die Fusion der drei Landeskirchen Nordelbien (Hamburg und Schleswig-Holstein) sowie Mecklenburg und Pommern vorbreitet, hat am Wochenende in Heringsdorf auf Usedom die Verfassung der Nordkirche abgesegnet. Von 215 anwesenden Synodalen stimmten 188 für die neue Grundordnung. Das sind zwar deutlich mehr als die nötigen 134 Jastimmen (einfache Mehrheit der 266 Mitglieder starken Synode), aber nur knapp mehr als die 178 Stimmen, die bei der endgültigen Entscheidung Anfang Januar in Warnemünde nötig sind. Dann ist eine Zweidrittelmehrheit innerhalb der drei Einzelsynoden erforderlich - und die hat zumindest Mecklenburg in Heringsdorf nicht erreicht. Allerdings fehlten einige Synodenmitglieder.

"Die Verfassunggebende Synode hat mit ihrem Votum eindrücklich deutlich gemacht, wie groß die Gemeinsamkeiten der drei fusionierenden Kirchen schon sind", sagte ihr Präses Heiner Möhring. Unterschiedliche Auffassungen in einzelnen Punkten habe man kollegial und konstruktiv miteinander vereinen können. "Ich bin deshalb überzeugt davon, dass diese Verfassung auch die dritte Lesung im Januar kommenden Jahres nehmen wird", so Möhring weiter. Nach der endgültigen Zustimmung soll die Fusion zur Nordkirche Pfingsten 2012 in Kraft treten.

Strittig war in Heringsdorf unter anderem die Frage eines gemeinsamen Arbeitsrechts in allen Teilen der Nordkirche. Hier soll es bis 2018 eine Ausnahmeregelung für Mecklenburg und Pommern geben, wonach zum Beispiel Gewerkschaften nicht an Tarifverhandlungen beteiligt werden müssen. Auch die Angleichung der Löhne des Kirchenpersonals in Ost und West soll erst 2018 abgeschlossen sein.

Die Bischöfe der drei Landeskirchen äußerten sich zufrieden. "Ich bin dankbar, dass der Entwurf so großen Zuspruch gefunden hat", sagte der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig). "Die Verfassung garantiert insbesondere starke Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste und Werke." Mecklenburgs Landesbischof Andreas von Maltzahn hob hervor, dass die Synode die Gemeinschaft von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Diensten in der Kirche unterstrichen hat. "Dies entspricht dem allgemeinen Priestertum aller Glaubenden und der wachsenden Bedeutung ehrenamtlichen Engagements in unserer Kirche." Der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit brachte die Stimmung auf den Punkt: "Es war zu spüren, die Nordkirche ist gewollt."

Nachdem sich die evangelischen Kirchen in Hamburg und Schleswig-Holstein bereits 1977 zur Nordelbischen Kirche zusammengeschlossen hatten, wurde seit Jahren über eine noch größere Nordkirche nachgedacht. Hintergrund sind die rückläufigen Mitgliederzahlen und damit einhergehend fehlende Einnahmen. So prognostiziert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), dass bis 2030 die Zahl ihrer Mitglieder um 30 Prozent und ihre Finanzkraft gar um 50 Prozent abnehmen wird. Vor diesem Hintergrund standen vor allem die sehr kleinen Landeskirchen in Mecklenburg (knapp 200 000 Mitglieder - Jahresetat: 55 Millionen Euro) und Pommern (96 000 - 25 Millionen) unter Druck, sich einen größeren Partner zu suchen. Ein Kooperationsvertrag mit Nordelbien (2,1 Millionen - 350 Millionen Euro) wurde im Jahr 2000 geschlossen. Da aber schon eine Zweier-Fusion aus Mecklenburg und Pommern an unüberbrückbaren Differenzen scheiterte, prüfte Pommern 2007 gar, sich der Berlin-Brandenburgischen Kirche anzuschließen. Erst das brachte die Diskussion um die Nordkirche wieder in Fahrt.

Durch die Fusion entsteht die mit 2,3 Millionen Mitgliedern und etwa 10 000 Mitarbeitern fünftgrößte Landeskirche in Deutschland. Die Synodalen in Heringsdorf kalkulierten mit Einnahmen von jährlich 420 Millionen Euro aus Kirchensteuern, Staatsleistungen und dem EKD-Finanzausgleich. Der Verzicht auf den Überbau zweier Landeskirchen soll den Abbau von 15 Prozent der Stellen in der Verwaltung ermöglichen. Fusionsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben.

Die Synode einigte sich auch auf das künftige Logo der Nordkirche: ein weißes Kreuz auf blau-auberginefarbenem Grund. Es soll an einen Kompass oder den Nordstern erinnern und steht für die Kirche am Meer.