Das Flaggschiff von Greenpeace, die “Rainbow Warrior III“, hat auf der Jungfernfahrt Hamburg angelaufen und kann besichtigt werden.

Glückstadt.. Die ersten Besucher kamen nach Greenpeace-Manier mit schnellen Schlauchbooten: Bei Wechseln zwischen Regenschauern und blauem Himmel ist gestern das Greenpeace-Flaggschiff "Rainbow Warrior III" bei seiner Jungfernfahrt die Elbe heraufgefahren. Hamburg ist der erste Hafen, den das neue Schiff der Umweltaktivisten nach seiner Taufe an der Weser angelaufen hat, um es der Öffentlichkeit zu zeigen.

In Höhe Glückstadt wurden allerdings schon am frühen Morgen die ersten Gäste an Bord gebracht. In dicke Überlebensanzüge gepackt, ließen sie sich mit den schnellen Booten hinaus aufs Fahrwasser bringen, wo sie dann umsteigen konnten. Das garantierte spektakuläre Fotos, "und es trainiert natürlich unsere Schlauchbootfahrer", sagt Greenpeace-Schiffsexperte Christian Bussau, der die Besucher an Bord begrüßte.

Der 49-jährige Tiefsee-Wissenschaftler aus Hamburg ist seit 1994 bei Greenpeace, leitete etliche Kampagnen auf dem Vorgängerschiff "Rainbow Warrior II". Das neue Schiff, der erste hochseetüchtige Neubau für die jetzt 40 Jahre alte Umweltorganisation überhaupt, ist für ihn so etwas wie Vergangenheit und Zukunft von Greenpeace zugleich.

Auf der 1985 vom französischen Geheimdienst versenkten "Rainbow Warrior" waren die ersten Aktivisten gegen Walfang oder Atomtests hinausgefahren, auf der "Rainbow Warrior III" knüpfe die heutige Aktivistengeneration der Regenbogenkrieger an diese Tradition an.

"Das ist unser Versprechen, dass wir weiter Umweltverbrechen auf See verfolgen werden", sagt Bussau. Und das könne der 58 Meter lange Zweimaster jetzt mit modernster Technik. "Damit ist es vor allem auch ein grünes Schiff, das Maßstäbe setzt", sagt Bussau.

Lesen Sie dazu auch:

"Rainbow Warrior III" nimmt den Kampf gegen Umweltsünden auf

Tatsächlich fallen dem Betrachter schon von Weitem die ungewöhnlichen Masten auf. "A-Design" - so heißt wegen des A-förmigen Aussehens die Konstruktion, die optimale Segelleistung bieten soll. Die beiden Alu-Gabeln ragen gut 50 Meter hoch in den Himmel - und sind damit so hoch wie die Masten von großen Windjammern. Dazwischen werden die Segel auf vollautomatischen Rollanlagen gefahren; damit ist das Schiff einem Schoner vergleichbar getakelt. Nur muss hier niemand mehr von Hand die Segel hochhieven oder anderes bedienen - alles geschieht auf Knopfdruck. Und selbst zu Reparaturen muss kein Crewmitglied mehr in den Mast klettern. Zwei Metallkörbe außen an den Masten fungieren als kleine Fahrstühle. Insgesamt lassen sich die großen Segel bis auf eine Fläche von 1300 Quadratmetern ausrollen. "Damit haben wir bei der ersten Probefahrt unter Segeln fast 15 Knoten geschafft", sagt Greenpeace-Schiffsexperte Bussau. 15 Knoten - so schnell sind auch viele mit Motor angetriebene Frachter unterwegs. Für die Jungfernfahrt nach Hamburg verzichtete der US-amerikanische Greenpeace-Kapitän Joel Stewart aber auf das Segeln. Noch ist das Schiff zu neu, muss sich die 15-köpfige, zum Teil aus Ehrenamtlichen bestehende Mannschaft mit dem Neubau vertraut machen. Unter Segeln im regen Schiffsverkehr auf der Elbe zu manövrieren erschien da noch zu gefährlich. Dennoch war die "Rainbow Warrior III" anspruchsgemäß umweltschonend unterwegs. Nicht die 2000-PS-Hauptmaschine lief, sondern lediglich einer der beiden knapp 400 PS starken Dieselgeneratoren, die Strom für den Elektroantrieb liefern. Abgase werden an Bord des neuen Greenpeace-Schiffs anders als auf den meisten Seeschiffen gereinigt. Bussau: "Dennoch ist das hier in erster Linie ein Segelschiff und soll auch ein Segelschiff sein."

Und es ist ein Schiff, das - anders als die frühen "Rainbow Warrior"-Umbauten - quasi maßgeschneidert für die Kampagnen ist. 23 Millionen Euro hat der Bau gekostet, finanziert von rund 100.000 Einzelspendern.

Auf dem Achterdeck ist so viel Raum, dass dort auch ein Hubschrauber landen kann. Tief am Rumpf sind nahe an der Wasserlinie Türen angebracht, damit die Aktivisten auch bei schlechtem Wetter und starkem Seegang schnell in die Beiboote steigen können. An den Masten fallen zudem etliche Antennen und Satellitenanlagen auf: So können Videos, Bilder und Informationen von jedem Einsatzort aus über die ganze Welt verbreitet werden. Umweltverbrechen öffentlich zu machen - das ist nach eigenem Verständnis der Hauptjob der Umweltorganisation, die weltweit mittlerweile 40 Büros hat und 1200 Mitarbeiter beschäftigt.

Darunter auch die rund 180 Mitarbeiter der deutschen Greenpeace-Zentrale in Hamburg. Lautstark und mit Spruchbändern begrüßten sie ihr neues Flaggschiff, als es um 11.30 Uhr am Altonaer Fischmarkt, dem Bürositz, vorbeiglitt, vom Wetter perfekt inszeniert - mit einem Regenbogen am Himmel.

Die "Rainbow Warrior III" liegt noch bis Sonntag an der Überseebrücke neben der "Cap San Diego". Am Sonnabend und Sonntag kann das Schiff jeweils von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.

Bilder von der "Rainbow Warrior" auf abendblatt.de/rainbow