Birkner löst Philipp Rösler als neuen FDP-Landesvorsitzenden ab. Für Rösler gab es auf dem Parteitag in Niedersachsen viel Kritik.

Hannover. Der 38-jährige Jurist Stefan Birkner soll die niedersächsische FDP aus der Krise führen. Nur eine Woche nach der Kommunalwahl, bei der die Partei von 6,7 auf nur noch 3,4 Prozent regelrecht abgestürzt war, haben ihn die Delegierten eines Landesparteitages in Hannover gestern als Nachfolger von Philipp Rösler zum Landesvorsitzenden gewählt - mit 222 von 254 Stimmen.

Der vor vier Monaten zum Bundesvorsitzenden gewählte Rösler verabschiedete sich mit einer Verteidigungsrede für seine skeptische Haltung in der Euro-Krise. Die rund 250 Delegierten feierten ihn mit stehendem Applaus. In der nachfolgenden Debatte aber musste er sich massive Kritik gefallen lassen wegen des Erscheinungsbildes der FDP in der Bundesregierung, aber mehrfach auch wegen seiner Ankündigung nach der Wahl zum Bundesvorsitzenden, jetzt werde geliefert.

So forderte der Vorsitzende der Jungen Liberalen, Oliver Olpen, jetzt die Konfliktpunkte mit dem Koalitionspartner zu benennen: "Die FDP hat ihre Glaubwürdigkeit verloren." Ein anderer Delegierter beklagte Worthülsen wie Demut: "Wir sind nicht im freien Fall, sondern bereits ganz unten, in zwei Jahren von der Volks- zur Splitterpartei geworden."

+++ Basis wirft Rösler schlechte Führung vor - Nachfolger Birkner +++

Als Mutmacher versuchte sich der neue Landesvorsitzende Birkner. Der Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium erklärte es zur Hauptaufgabe, die Vertrauenskrise der Partei mit erkennbar liberaler Politik zu beenden: "Meine Aufgabe ist es, diese Grundhaltung in Politik umzusetzen."

Erwartet wird, dass der 66-jährige Umweltminister Hans Heinrich Sander (FDP) in den kommenden Monaten zurücktritt, um den FDP-Landesvorsitzenden aufzuwerten. Weil Sander sich bislang nicht auf einen Zeitpunkt festlegen will, droht der Landesregierung jetzt neuer Ärger. SPD-Oppositionsführer Stefan Schostok hat öffentlich die Frage aufgeworfen, ob Sander den Abschied nur hinauszögert, weil das Finanzministerium an einer Reform des Ministergesetzes arbeitet, die ihm eine deutlich höhere Pension bescheren würde.