Emma Stach aus Holm-Seppensen ist die jüngste Basketballspielerin in der deutschen Bundesliga. Sie spielt bei BG Rotenburg/Scheeßel.

Scheeßel. Es ist nicht außergewöhnlich, dass ein 14 Jahre alter Mensch für historische Ereignisse kein allzu ausgeprägtes Interesse entwickelt. Emma Stach ist da keine Ausnahme, doch das scheint alles zu sein, was nicht außergewöhnlich ist an der 14-Jährigen. An diesem Sonntag wird sie mit der BG Rotenburg/Scheeßel zum Auftakt der Basketball-Bundesliga gegen TV Saarlouis antreten. Weil es in Deutschland nie eine Spielerin gab, die beim Debüt in der Eliteklasse jünger war, wird in Chemnitz, wo der gesamte erste Spieltag als großes Event ausgetragen wird, Geschichte geschrieben.

Emma Stach fühlt sich zwar geehrt, für diesen Rekord sorgen zu dürfen, aufregender findet sie jedoch den Fakt, überhaupt in der ersten Liga auflaufen zu dürfen. "Das ist eine ganz andere Welt, das spüre ich schon seit Wochen im Training. Es ist körperlich eine große Herausforderung", sagt sie. Unerträgliches Lampenfieber kennt die Zehntklässlerin allerdings nicht. "Ich mache mir da keinen großen Druck. Ich werde einfach mein Spiel spielen und genießen, dass ich in der Bundesliga spielen darf", sagt sie.

Es ist diese Kaltschnäuzigkeit, die Trainer Roland Senger veranlasst, in keiner Sekunde an der Bundesliga-Tauglichkeit seines Toptalents zu zweifeln. "Emma hat eine enorme Auffassungsgabe, sie ist unglaublich athletisch und plant ihr Leben wie eine Erwachsene. Ich habe nie eine so junge Spielerin gesehen, die solch eine Reife an den Tag legt", sagt der 31-Jährige, der die Aufbauspielerin seit fünf Jahren beobachtet und seit zwei Jahren im Verein betreut. Zusätzlich zu den drei bis vier wöchentlichen Trainingseinheiten mit dem Team arbeitet er dreimal im Einzeltraining mit der Schülerin.

Um ihren Traum zu realisieren, es irgendwann in die US-Profiliga WNBA zu schaffen und von ihrem Sport leben zu können, traf die Tochter des ehemaligen Tennis-Bundesligaspielers und heutigen TV-Kommentators Matthias Stach im Sommer eine einschneidende Entscheidung. Aus dem elterlichen Haus in Holm-Seppensen in der Nordheide zog sie in ein von ihrem Verein betreutes Internat nach Scheeßel, Schulwechsel inklusive.

Für ihren Sport nimmt Emma gern Entbehrungen auf sich. Wenn ihre Klassenkameraden am Wochenende feiern gehen, ist sie in ganz Deutschland zu Punktspielen unterwegs. "Meine Freunde haben dafür aber viel Verständnis", sagt sie. Als Fünfjährige hatte sie mit einer Freundin die Basketball-AG des TSV Sprötze besucht, und schon dort immenses Durchhaltevermögen bewiesen. "Nach dem ersten Training habe ich geweint, weil die anderen so viel besser waren", erinnert sie sich. Dennoch blieb sie am Ball, wechselte 2009 nach Scheeßel und wurde jüngste U-17-Bundesligaspielerin aller Zeiten.

Dort habe sie sich die Reife erworben, die sie heute deutlich älter als 14 wirken lässt. "Ich habe immer mit Älteren gespielt und trotzdem eine Führungsrolle übernommen. Das hat geholfen", sagt sie. Ein Jahr später stand sie im Zweitligakader des Teams, mit dem sie nun aufstieg, von der Ergänzungs- wurde sie schnell zur Stammspielerin. Im Sommer gewann sie mit der deutschen U-16-Auswahl in Rumänien die B-EM, wurde ins Allstar-Team gewählt und als bester Guard ausgezeichnet.

Dass ihre Leistungskurve nicht zwingend weiterhin derart steil ansteigen wird, ist Emma Stach bewusst. Eine Analyse ihres voraussichtlichen Wachstums ist noch nicht vorgenommen worden, derzeit misst sie 173 Zentimeter, trägt Schuhgröße 41. Trainer Senger ist sich sicher: "Emma kann eine große Spielerin werden." Ihre Körperlänge ist damit nicht gemeint.