Weder Rücktritt, noch Zusage: Die verpasste Olympia-Qualifikation ist für den Superstar abgehakt, Schuldzuweisungen macht er keine.

Frankfurt/Main. Die ersten Lacher hatte Dirk Nowitzki schon auf seiner Seite, da war der Auftritt des NBA-Champions noch gar nicht vorgesehen. Animiert vom donnernden Applaus der Zuschauer betrat der Basketball-Superstar am Montagabend bei der Aufzeichnung der Fernsehshow „Audi Star Talk“ in Frankfurt am Main die Bühne - dabei galt das Klatschen eigentlich noch Moderator Klaus Gronewald, der die Sendung gerade erst eröffnet hatte. Der Auftakt musste also wiederholt werden, was der gut gelaunte Nowitzki aber gelassen hinnahm.

Wer eine Woche nach dem bitten EM-Aus in Litauen einen noch immer zerknirschten Nowitzki erwartet hatte, sah sich getäuscht. Nowitzki war bester Laune, lachte und scherzte mit Basketball-Kommentator Frank Buschmann und Überraschungsgast Timo Boll und plauderte ungezwungen über seinen Werdegang vom schüchternen Basketballer in der Würzburger Provinz zu einem der ganz großen Sportstars der deutschen Geschichte. „Es ist Wahnsinn, was alles passiert ist“, sagte der 33-Jährige immer wieder, als er noch einmal die Bilder vom NBA-Triumph und den Empfängen in Dallas und Würzburg sah.

Dass es danach bei der Europameisterschaft in Litauen nicht wie gewünscht für ihn und das deutsche Team lief, ist abgehakt. „Ich bin keiner, der in solchen Fällen nachkartet“, sagte Nowitzki und enttäuschte damit all jene, die eine spektakuläre Abrechnung des Würzburgers erhofft hatten. In den Tagen zuvor hatte sein Mentor Holger Geschwindner mit Kritik an Bundestrainer Dirk Bauermann für Aufsehen gesorgt. Nowitzki wollte das nicht kommentieren. „Das ist nicht mein Thema.“

Die verpasste Olympia-Qualifikation habe auch ihm „sehr wehgetan“. Schuldzuweisungen gab es von ihm nicht. „Wir müssen analysieren, was können wir in Zukunft besser machen. Jeden trifft die Schuld, wenn man ausscheidet. Jeder muss sich zuerst an die eigene Nase fassen“, sagte Nowitzki.

Seine Zukunft im Nationalteam ließ er wie bisher offen. „Ich bin noch nicht aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, aber ich habe auch noch nicht zugesagt“, erzählte der Franke. Erst einmal müsse er abwarten, wie sich sein Körper in Zukunft nach den strapaziösen Spielzeiten in der NBA fühle. „Vielleicht kann man sich dann in der Zukunft einmal unterhalten“, sagte Nowitzki, der insgeheim mit einem Nationalmannschafts-Abschied bei einer möglichen Heim-EM 2015 spekuliert. Seinen bis 2014 laufenden Vertrag in Dallas will er auf jeden Fall erfüllen.

Die nahe Zukunft hält für den MVP der NBA-Finalserie vor allem eines bereit: Ruhe. „Im Moment machen wir gar nichts. Dirk soll sich erholen und etwas Abstand gewinnen“, sagte sein Privatcoach Geschwindner. „Erst wenn der Lockout vorbei ist und aus Dallas der Anruf kommt, wann es dort mit dem Training losgeht, werden wir wieder einsteigen“, sagte der 65-Jährige. Derzeit streiten sich Spieler und Liga in den USA um einen neuen Tarifvertrag. Bis zur Einigung ruhen alle Aktivitäten. (dpa/abendblatt.de)