Hannover. Es könnte eine Wende sein in den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um Gorleben: Als erster hochrangiger CDU-Politiker ist Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister vom bisherigen Endlager-Konzept für hoch radioaktiven Atommüll abgerückt. Stattdessen fordert er, die abgebrannten Brennstäbe so einzulagern, dass sie im Notfall zurückgeholt werden können. Dies würde fast zwangsläufig das Aus für ein Endlager im Gorlebener Salzstock bedeuten.

Im Landtag verlas McAllister einen Brief an Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), in dem er eine Klärung der Frage anmahnt, "ob das bisherige Konzept, das eine nicht rückholbare untertägige Endlagerung (...) vorsieht, noch den gesellschaftlichen wie auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt". McAllister verwies auf das marode Atomlager Asse, aus dem wegen Wassereinbrüchen alle 126 000 Fässer mit Atommüll zurückgeholt werden.

Der Salzstock von Gorleben im Wendland war als Endlager-Standort gewählt worden, weil er sich verformt und so die Abfälle am Ende einschließen würde. Dies würde ein Zurückholen fast unmöglich machen. Eine neue Standortsuche müsste sich deshalb auf stabile Ton- oder Granitlagen konzentrieren. Greenpeace lobte McAllisters Vorstoß als Abkehr vom starrköpfigen Festhalten an Gorleben. Die Grünen forderten, den im November geplanten Castor-Transport abzusagen.