Müder Beifall beim Landesparteitag der Freien Demokraten in Elmshorn. Westerwelle muss sich für schlechte Umfragewerte rechtfertigen.

Elmshorn. Guido Westerwelle bläst der Wind ins Gesicht. Auf dem Landesparteitag der Nord-FDP am Wochenende in Elmshorn musste sich der Bundesvorsitzende anhören, dass er die Partei schlecht verkaufe und mit schuld sei am Absturz in den Wahlumfragen. "Wenn sich die Zahlen nicht ändern, ändern sich die Gesichter", warnt Cay Baron von Brockdorff.

Westerwelle wirkt angeschlagen, wirbt bei den 200 Parteifreunden um Verständnis. "Es ist alles nicht so einfach, wie es manchmal von draußen scheint", sagt er, verweist darauf, dass er die FDP seit 2001 führt: "Insgesamt kann sich diese Zeit als Vorsitzender sehen lassen." Selbstbewusster erinnert er daran, dass die FDP häufiger in Umfragen nahe der fünf Prozent lag und am Wahlabend triumphierte. "Wir müssen in die Offensive." Dass die Stippvisite in Elmshorn kein Selbstgänger wird, wusste Westerwelle vorher. Die Nordliberalen holten bei der zeitgleichen Landtags- und Bundestagswahl 2009 zwar ein Traumergebnis, müssen aber vermutlich schon im Frühjahr 2012 in eine vorgezogene Landtagswahl.

Als Westerwelle den Saal in der Nordakademie betritt, wird er verhalten begrüßt. Die Delegierten applaudieren keine Minute, deutlich kürzer als sonst bei Auftritten des Parteichefs. Nur wenige Delegierte erheben sich. Der Außenminister hat kaum Platz genommen, da beginnt die Abrechnung. Der FDP-Landesvorsitzende Jürgen Koppelin, Vize-Fraktionschef im Bundestag, erzählt von Gesprächen mit Bürgern. "Was ist los mit der FDP?", werde er gefragt. "Das ist noch das Netteste, was man hört."

Koppelin beantwortet die Bürgerfrage selbst. Die FDP habe ein Kommunikationsproblem. Ihre Politik sei aber richtig. Einen Moment später schränkt Koppelin das ein, kritisiert die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels und die Laufzeitverlängerung für alle Kernkraftwerke. "Ich will die alten AKWs nicht wieder am Netz haben." Gemeint sind Krümmel und Brunsbüttel. Beifall brandet auf.

Westerwelle geht ans Rednerpult, sucht lange nach den richtigen Worten, bedankt sich schließlich für die "erfrischende" Rede Koppelins. Er könne ihm größtenteils zustimmen. Danach spult der Parteichef seinen Standardtext ab. Zum Start habe man in Berlin Fehler gemacht. Die Anfangsschwierigkeiten seien aber überwunden.

Der Beifall bleibt müde, wird nur stärker, wenn Westerwelle die politische Konkurrenz aufs Korn nimmt. "Unsere Politik ist um 100 Prozent sozialer als die derjenigen, die sie mit roten Fahnen reklamieren."