Tag der Architektur: Im Landkreis Harburg öffneten das Agrarium, eine umgebaute Hofstelle und ein Einzelhaus die Türen für Besucher.

Buchholz. Wer auch immer für das Wetter zuständig ist: Er hätte den Sonntag gern zum Sonnentag werden und nicht ununterbrochen Regen vom Himmel fallen lassen können. So war der 17. Tag der Architektur in Niedersachsen - was die Besucherzahlen angeht - weniger stark frequentiert als es bei besserem Ausflugswetter vermutlich der Fall gewesen wäre.

Im Landkreis Harburg zeigten sich zum Tag der Architektur drei Immobilien den Besuchern aufgeschlossen. Erstens das Anfang Mai eröffnete Agrarium im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf, zweitens die ebenfalls erst kürzlich mit Sanierung und Umbau fertiggestellte denkmalgeschützte historische Hofstelle des Betriebs Hof & Gut Jesteburg Agrar und drittens ein sehr lichtdurchflutetes Einfamilienhaus in Buchholz/Holm-Seppensen. Dieses Haus ist bereits vor zwei Jahren fertiggestellt worden, überzeugt aber mit vielen architektonischen Besonderheiten. So etwa die Lösung, dass die in dem Waldgebiet von Holm-Seppensen vorgeschriebene eingeschossige Bauweise sehr wohl auch ein oberes Geschoss verträgt, wenn es denn an Fläche nicht mehr als zwei Drittel des Erdgeschosses aufweist.

Architektin Gesine Lingens aus Fintel hatte sich in Abstimmung mit den Bauherren einiges einfallen lassen, um alle Wünsche zu berücksichtigen und auch die Anforderungen des örtlichen Bebauungsplans nicht zu überschreiten.

Zum Tag der Architektur hatten sich die Hauseigentümer verabschiedet und der Architektin die Schlüsselgewalt für die Immobilie übertragen. Gut 30 Besucher kamen vorbei und mussten sich beim Tritt über die Schwelle blaue Plastikschützer über die Schuhe ziehen, um die Innenräume nicht schmutzig zu machen. Das Interesse am Blick in die Privatgemächer beschreibt das Ehepaar Dietlinde und Henning Niebuhr aus Winsen: Wir haben selbst ein Haus und aus dem Abendblatt vom Tag der Architektur erfahren. Das macht natürlich neugierig mal woanders schauen zu können, wie man seine eigenen vier Wände noch schöner machen kann. "Hier ist sehr viel offener und heller Wohnraum durch die vielen Fensterflächen vom Fußboden bis zu den Zimmerdecken", sagt Henning Niebuhr. "Nun bin ich natürlich am überlegen, ob wir bei uns auch ein paar Wände rausreißen lassen können." Dietlinde Niebuhr meint: "Die Küche ist ein Traum, die Helligkeit und die Offenheit zur Essecke und zum Wohnbereich. Auch der Flur und die Treppe nach oben sind mit den vielen Fenstern sehr transparent. Wir werden uns als nächstes noch die Hofstelle als zweites Architekturprojekt anschauen. Das Agrarium kennen wir bereits. Wir sind Mitglieder im Fördervereins des Freilichtmuseums."

Architektin Gesine Lingens hat ihr Architekturbüro seit 1992 in Fintel und schon mehr als 50 Bauprojekte realisiert, vom Einfamilienhaus bis zum großen Bürokomplex in der Bremer Hafencity. In Hamburg wurde sie bereits mit dem Hamburger Architekturpreis ausgezeichnet. "Ich liebe es, zusammen mit Bauinteressenten Ideen zu entwickeln und das möglichst optimale Ergebnis zu erzielen", sagt Lingens. Dass die Zusammenarbeit nicht selten neben Vertrauen auch Freundschaft schafft, zeigt sich im Fall der Häuslebauer von Holm-Seppensen.

Das Ehepaar und die Architektin, über die auch in einer Fachzeitschrift berichtet worden war, hatten sich bei einem früheren Tag der Architektur in Rotenburg an der Wümme kennengelernt. Dort hatte die Architektin ein vorhandenes Gebäude aufgestockt, um es für vier Personen bewohnbar zu machen. Die Problemlösung kam bei den Bauinteressenten aus Holm-Seppensen gut an und kurz darauf war der Vertrag zur Bauplanung unterzeichnet. Ende 2009 war mit den Bauarbeiten begonnen worden, dann sorgte der lange und kalte Winter für Verzögerungen. Architektin und Hauseigentümer sind nun freundschaftlich verbunden. "Das ist viel Wert, wenn sich die Arbeit nicht nur um die Planung dreht und danach ist Schluss."

Das Haus hat eine Wohnfläche von 200 Quadratmetern. Das Erdgeschoss bringt es durch Anbauten mit Glasflächen in Pfosten-Riegel-Konstruktion auf ein Drittel mehr Fläche als das obere Geschoss. Die Netto-Baukosten für das Haus betragen rund 1400 Euro pro Quadratmeter.