Beim Tag der Architektur am Sonntag stehen sechs besondere Gebäude, wie ein Parkhaus und ein ehemaliger Schweinestall, Besuchern offen.

Lüneburg. "Das Ambiente im Innern wirkt zwar sehr entspannt, der Weg dahin war es aber nicht", sagt Johannes Jakubeit. Der Lüneburger Architekt war damit beauftragt worden, ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude des Hospitals St. Benedicti in der Altstadt zu zwei modernen Ferienwohnungen unter Einsatz von Naturmaterialien wie dem Dämmstoff Korklehm umzubauen. Das Ergebnis können sich Besucher am Sonntag bei Führungen zum 17. Tag der Architektur ansehen.

An einem rustikalen Balken in der alten Tenne hängt ein Flachbildschirm. Altes und Neues kombinierte Jakubeit auch bei den Fenstern, die innen Isolierglas besitzen und außen, als Referenz zum Stallthema, mit Eisenbeschlägen am Fachwerk hängen. "Von unseren Nachbarn haben wir bisher nur Komplimente bekommen", sagt Lisbeth Carías de Abraham. Sie hatte als Bewohnerin des alten Haupthauses des Spitals an der Straße Beim Benedikt den Umbau des ehemaligen Hühner- und Schweinestalls in Auftrag gegeben. "Viele sagen, das hätte die Umgebung aufgewertet." Vor einigen Jahren war eine umgestürzte Akazie auf das Dach des von Efeu überwucherten Schuppens gestürzt. In die Wiederherstellung des historischen Ensembles der Lüneburger Altstadt floss Geld vom Landesamt für Denkmalpflege.

+++ Die Führungen in Lüneburg +++

Interessierten Gästen zeigen an diesem Sonntag auch Ulrike Herda und Adrian Batzik ihr außerordentlich kompakt gebautes Wohnhaus am Rotenbleicher Weg in Lüneburg. Auf einer nur 134 Quadratmeter großen Baulücke ließen sie ein viergeschossiges Haus mit 165 Quadratmetern Wohnfläche und eigenem Garten errichten. Ihre Privatsphäre stellen das Architektenpaar, ihre neun und elf Jahre alten Töchter sowie Gartenbewohner Kaninchen Flopsi hintan, wenn sie Gäste in ihren noch nicht komplett eingerichteten Räumen begrüßen.

Ein Leben wie auf dem Präsentierteller wollen sie aber nicht führen. "Unsere überdurchschnittlich großen Fenster sorgen für lichte Räume", sagt Bauherrin Herda. "Aber wir haben Distanz zur Straße geschaffen, damit uns nicht jeder aufs Butterbrot schaut." Das Erdgeschoss des Hauses dient als Garage.

Ein reines Parkhaus ist der dritte Anlaufpunkt in Lüneburg. Bei Führungen geht es durch ein besonders modernes Nutzgebäude, das auf 6200 Quadratmetern Platz für 220 Autos von Studenten, Mitarbeitern und Besuchern der Leuphana-Universität an der Scharnhorststraße bietet.

An den Planungen des 2,9 Millionen Euro schweren Bauvorhabens war der freischaffende Architekt Frank Möller aus Deutsch Evern beteiligt. Er sieht das 102 mal 30 Meter lange Parkhaus als "attraktiven Eingang" des Campusgeländes an. "Das weiße Streckmetall schafft eine hochwertig erscheinende Anmutung", sagt Möller. "Die Fassade hat Pfiff. Sie sorgt einerseits für eine gute Belüftung und lässt das Gebäude andererseits je nach Tageszeit unterschiedlich aussehen." Wichtig sei bei der Planung gewesen, dass sich Bewohner in der Nachbarschaft nicht an einem sperrigen Zweckbau störten.

Architekturinteressierte können an diesem Sonntag insgesamt 121 Objekte in Niedersachsen und Bremen besichtigen. Im benachbarten Landkreis Harburg zum Beispiel stehen drei außergewöhnliche Häuser Besuchern offen. Auch das von der Winsener Kreisverwaltung in Auftrag gegebene Agrarium in Ehestorf ist zu besichtigen. Architekt Christoph Frenzel hat auf einer Fläche von 3887 Quadratmetern Platz geschaffen für die Schätze des Freilichtmuseums Kiekeberg zum Thema Landwirtschaft. Um 11 Uhr, 12.30 Uhr und 13 Uhr wird das für 5,7 Millionen Euro errichtete Museumsgebäude selbst zum Ausstellungsstück.

Erinnerungen an die bäuerliche Geschichte des Landkreises Harburg stand auch beim Umbau der historischen Hofstelle am Itzenbütteler Sod in Jesteburg im Vordergrund, die zwischen 9 und 18 Uhr zu besichtigen ist. Der Betrieb Hof & Gut Jesteburg Agrar betreibt dort heute ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft. Im Erdgeschoss des unter Denkmalschutz stehenden, gemauerten Fachwerkhauses mit Reetdach gibt es ein Restaurant, im Obergeschoss Ferienzimmer und in der ehemaligen Scheune acht Wohnungen. Die Renovierung kostete 2,5 Millionen Euro und wurde erst vor wenigen Wochen abgeschlossen.

Bereits seit November 2010 dagegen werden die 200 Quadratmeter Wohnfläche eines Vorzeigehauses in Buchholz bewohnt, in dem raumhohe Konstruktionen aus Holz und Glas für lichtdurchflutete Räume sorgen. Um 11.30, 15 und 16 Uhr kann die Immobilie am Weg zur Mühle 29 besichtigt werden, die sich auf Wunsch der Bauherren durch eine großzügige und offene Innengestaltung auszeichnet. Umgesetzt wurde dieser Wunsch zum Beispiel durch eine offene Treppe, eine Galerie mit Glasbrüstungen und raumhohen Glastüren.