Schwerin. Nach dem Wirbel um Günter Grass’ Israel- kritisches Gedicht hat die SPD-Fraktion im Schweriner Landtag den streitbaren Literatur-Nobelreisträger eingeladen, die Festrede bei der Verleihung ihres diesjährigen Anti-Extremismus-Preises zu halten. Die Fraktion vergibt den mit 2000 Euro dotierten Johannes-Stelling- Preis zum siebenten Mal an Menschen, die sich gegen rechtsextremistische Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung einsetzen.
„Dabei geht es uns eher um die Helden des Alltags, nicht um Prominente oder professionell in diesem Bereich Tätige“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Norbert Nieszery in einem am Montag in Schwerin veröffentlichten Brief an Günter Grass. Die Auszeichnung soll am 19. Juni im Schweriner Schloss verliehen werden. Eine Antwort von Grass auf die Einladung ist noch nicht eingegangen, wie eine Fraktionssprecherin sagte.
Wegen des Gedichts „Was gesagt werden muss“ hatten sich einige SPD-Politiker in Deutschland gegen einen eventuell möglichen Einsatz von Grass im SPD-Bundestagswahlkampf 2013 ausgesprochen. In dem Gedicht hatte Grass geschrieben, die Atommacht Israel bedrohe den Weltfrieden und könne das iranische Volk mit einem Erstschlag auslöschen. Israels Innenminister Eli Jischai verhängte daraufhin ein Einreiseverbot gegen den 84-jährigen Autor.
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Grass setzt sich seit 1961 für die SPD ein, 1969 machte er in einer mehrmonatigen Tour mit einem VW-Bus Stimmung für den späteren Kanzler Willy Brandt. In den letzten Jahren hatte sich sein Einsatz auf vereinzelte Auftritte im Bundestagswahlkampf beschränkt. Dazu gehörte im Herbst 2009 eine Lesung in Stralsund zur Unterstützung der SPD-Bundestagskandidatin Sonja Steffen. Im vergangenen Jahr hatte er sich bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg für den SPD-Spitzenkandidaten und jetzigen Bürgermeister Olaf Scholz engagiert.
Im vorigen Jahr hatte die SPD-Landtagsfraktion den Preis den „unbenannten Zeitzeugen des Holocaust“ gewidmet. Diese hätten einen historisch einmaligen Beitrag dazu geleistet, dass sich die NS-Diktatur nicht wiederhole. Landesrabbiner William Wolff nahm den Preis stellvertretend entgegen. Das Preisgeld kam der Zeitzeugenarbeit in der Mahn- und Gedenkstätte Wöbbelin (Kreis Ludwigslust-Parchim) zugute. Dort liegen KZ-Opfer begraben. (dpa/abendblatt.de)
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