Elbvertiefung ist für die Unternehmen “dringender denn je“. Das Baggern gilt aber nur als erster Schritt für einen Ausbau des Hafens

Hamburg. Spürbar erleichtert hat der Unternehmensverband Hafen Hamburg gestern das "Ja" aus Niedersachsen zur Elbvertiefung aufgenommen. "Endlich liegen alle Voraussetzungen für den Erlass des Planfeststellungsbeschlusses vor", sagte Gunther Bonz, der als Präsident mehr als 100 Unternehmen im Hafen vertritt. Die erneute Vertiefung des Flusses sei "dringender denn je." Denn schon heute sind mehr als 100 Frachter im Einsatz, deren Kapazität 10 000 Standardcontainer übersteigt. Weitere 150, für die die Flusstiefe derzeit nicht ausreicht, sollen in den kommenden Monaten in Dienst gehen.

Der Ausbau der Elbe ist für Bonz und den Unternehmensverband Nord, der in Hamburg und Schleswig-Holstein 32 000 Unternehmen vertritt, aber nur "ein erster Schritt", um das Wachstum im Hafen zu sichern. Die Sorge der Verbände gilt der Infrastruktur in der Hansestadt. "Bei Straßen und Schienen liegen die Engpässe. Bei weiter zunehmenden Transporten droht der Verkehrsinfarkt", warnte Bonz vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten (CHW).

Beispiel Köhlbrandbrücke: Sie sei durch die zahllosen schweren Lkw schon heute ersatzbedürftig und reiche zudem auch in der Höhe nur noch knapp für die größten Containerfrachter aus. Die müssen aber die Brücke passieren, um das Terminal Altenwerder anzulaufen.

Bisher gebe es noch keine Planung für eine Sanierung oder Erneuerung der Brücke, so Bonz. Dazu komme: Hamburg habe sich zwar bei der geplanten Verbindung der Autobahnen A 1 und A 7 (Hafenquerspange) für eine Trasse im Süden von Moorburg nach Stillhorn entschieden. Auch hier sei man aber im "Planungsjahr 31".

Beispiel Eisenbahn: Nach dem Hafenentwicklungsplan soll der Transport der Boxen auf der Schiene bis 2025 von 1,9 auf 5,7 Millionen TEU zulegen. Um alle Container abzufahren, müssten täglich bis zu 400 Züge unterwegs sein. "Das aber wäre auf den bestehenden Gleisen nur möglich, wenn der Personenverkehr nach Hannover, Berlin und Schleswig-Holstein stark reduziert würde." Bonz hält es für fraglich, ob das Schienennetz in gut zehn Jahren stark ausgebaut werden könne.

Engpässe sieht der Verband derzeit nicht bei den Terminals. Ihre Kapazität könne nach einem Umschlag von neun Millionen TEU 2011 auf 18 bis 20 Millionen TEU ausgebaut werden. "Wir müssen den Hafen nach außen ausweiten", so Bonz. Eine Möglichkeit dafür sieht er im Hafenerweiterungsgebiet Altenwerder-West. "Allerdings will der Senat erst prüfen, ob die 45 Hektar südlich der Hamburger Aluminium-Werke zum Hafennutzungsgebiet umgewidmet werden sollen."