Die Frau des Altkanzlers gewinnt die Kampfabstimmung in Hannover. Sie tritt zur Landtagswahl Anfang 2013 in Niedersachsen an.

Hannover. Altkanzler Gerhard Schröder wird sich auf neue Pflichten einstellen müssen. Gestern hat seine 48-jährige Ehefrau Doris Schröder-Köpf den ersten und vermutlich schwierigsten Schritt für eine eigene Politikkarriere gemacht: In einer Kampfabstimmung setzte sie sich parteiintern als Bewerberin der SPD im Wahlkreis 24 Hannover-Döhren für die Landtagswahl am 20. Januar 2013 durch. Sie erhielt 25 von 39 Stimmen.

Sie warf damit die 60-jährige bisherige Landtagsabgeordnete Sigrid Leuschner aus dem Rennen. Die sitzt seit 1994 im Parlament im Leineschloss von Hannover. Der Sieg von Schröder-Köpf hat allerdings ein Geschmäckle: Nach einer Vorstellungsrunde in den fünf Ortsvereinen kam Leuschner auf 21 Delegiertenstimmen, Schröder-Köpf nur auf 19. Die Kanzlergattin aber warf nicht etwa wie erwartet das Handtuch, sondern trat gestern Abend dennoch an. Mindestens zwei Delegierte müssen also das Votum ihrer jeweiligen Basis ignoriert haben. Teile der Basis in ihrem neuen Wahlkreis sind enttäuscht, weil es unbedingt Döhren sein musste, wo die Familie Schröder auch wohnt. Andere Wahlkreise in Hannover werden zur Landtagswahl frei, dort hätte Schröder-Köpf antreten können, ohne jemand verdrängen zu müssen.

+++ Doris Schröder-Köpfs Wahl-Chancen steigen +++

Nun hat sie es also geschafft dank ihrer Prominenz. Wegen der Quote hat sie auch beste Aussichten auf einen aussichtsreichen Listenplatz und damit den Einzug in den Landtag Anfang kommenden Jahres. Aus der Frau, die ihren Ehemann als Regierungschef beriet - mit eigenem Büro im Kanzleramt - wird spätestens dann eine richtige Politikerin. Bei der eigenen Karriere, so hat sie verraten, setzt sie nicht auf Rat von Gerhard Schröder, sondern wünscht sich eher einen Rollenwechsel zu Hause: "Er hilft mir am meisten, wenn er auf die Kinder aufpasst." Victoria, 10, und Gregor, 6, müssen sich also genau wie der Altkanzler auf Veränderungen einstellen. Und Gerhard Schröder wird sich auch daran gewöhnen müssen, dass er die vergleichsweise klaren Vorgaben nicht macht, sondern bekommt. In ihrer Zeit als Kanzlergattin hat Schröder-Köpf schließlich auch den deutschen Eltern bereits gerne öffentliche Ratschläge erteilt, wie sie sich eine gute Erziehung vorstellt. Und dass es gelte, Werte zu vermitteln: "Pflichtbewusstsein, Fleiß, Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Anständigkeit, richtiges Benehmen."

Gestern Abend strahlte Schröder-Köpf gemeinsam mit dem Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten der Sozialdemokratischen Partei, Stephan Weil. Noch ist Weil Oberbürgermeister von Hannover. Ein Glamourfaktor der Kandidatin kann ihm bei seinem Versuch, den christdemokratischen Ministerpräsidenten David McAllister abzulösen, nützen. Und schließlich schafft es, so die SPD-Kalkulation, Schröder-Köpf künftig ungleich leichter in die TV-Talkshows als jedes andere Parteimitglied aus Niedersachsen - von ihrem eigenen Mann und vielleicht dem aktuellen SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel mal abgesehen.