Am 21. März will Doris Schröder-Köpf SPD-Landtagskandidatin werden. Die Mehrheitsverhältnisse sind wieder unklar.

Hannover. Dass Ehefrauen von Politikern in der Politik mitmischen, hat in Niedersachsen Tradition und noch mehr Zukunft. Gerhard Schröder hat dabei Neuland betreten: Als Ministerpräsident (1990-1998) bekam seine damalige Ehefrau Hiltrud ein eigenes Büro in der Staatskanzlei und beweisbaren Einfluss auf die Landespolitik.

Seine vierte Ehefrau Doris Schröder-Köpf hatte dann auch ein eigenes Büro im Kanzleramt.

Jetzt aber will die 48-jährige Journalistin auf eigene Rechnung Politik machen, strebt mit einer Kampfkandidatur in den Landtag. Glaubt man Insidern, hat sie gute Chancen, wenn am 21. März die Kreisdelegiertenversammlung stattfindet. Es wird auf alle Fälle eine Veranstaltung der Superlative. Schon bei den fünf Auftritten in den Ortsvereinen des Wahlkreises traten sich die Fotografen und Kamerateams gegenseitig auf die Füße.

+++ Ein Fünkchen Hoffnung für Schröder-Köpf +++

Sigrid Leuschner ist 60 Jahre alt, vertritt den Wahlkreis Döhren seit 1994 im Landesparlament und erfuhr vergleichsweise kurzfristig, dass sie prominente innerparteiliche Konkurrenz bekommt. Nur wenige Tage ehe der erste Ortsverein seine Delegierten für die Kreisdelegiertenkonferenz bestimmte, warf Schröder-Köpf ihren Hut in den Ring. In insgesamt fünf Ortsvereinen haben sich die beiden Frauen etwas angestrengt-freundlich vorgestellt.

Das verzwickte Resultat: Wenn wie vorgesehen die jeweiligen Mehrheiten im Ortsverein auch zum eigentlich vorgesehenen einheitlichen Abstimmverhalten der Delegierten führen, hat Leuschner die Nase vorn mit 19 zu 21 Delegiertenstimmen. Aber wenn man einfach die Stimmen aller Anwesenden zusammenzählt, die in den fünf Ortsvereinen abgestimmt haben, dann liegt Schröder-Köpf vorne. Es wird also spannend auf der Delegiertenkonferenz, denn eine ganze Reihe von Delegierten hat wissen lassen, man fühle sich frei, nach eigenem Bauchgefühl statt Ortsvereinsvotum zu entscheiden.

Der neue Landesvorsitzende und hannoversche Oberbürgermeister Stephan Weil wie der Bezirksvorsitzende und Fraktionschef im Landtag, Stefan Schostok, halten sich betont bedeckt. Klar ist aber auch: Nachdem Schröder-Köpf zwischenzeitlich chancenlos schien, tippen jetzt immer mehr Sozialdemokraten auf ihren Sieg.

+++ Die SPD-Linke wettert gegen Schröder-Köpf +++

Mit Wolfgang Denia, Ex-Landeschef der Gewerkschaft Ver.di, hat zumindest ein Prominenter sich laut und verärgert zu Wort gemeldet. Der quasi aus dem Nichts erfolgte Angriff der gelernten Journalistin Schröder-Köpf ärgert ihn. Er bemängelt: "Der Frau fehlt jeder Stallgeruch." Und Denia, der vor vier Jahren Mitglied im Schattenkabinett der SPD bei der Landtagswahl war, gab "Bild am Sonntag" auch gleich seinen Tipp zum Wahlausgang: "Gott sei Dank gibt es in dieser Partei immer noch genug Leute, für die es nicht ausreicht, die Frau von jemandem zu sein."

Es gibt in Niedersachsen noch einen vergleichbaren Fall. Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) will bei der Landtagswahl am 20. Januar 2013 nicht wieder antreten, um seinen Wahlkreis wird sich seine 56-jährige Ehefrau Eva bewerben. Warum der 60-Jährige nicht mehr mag, lässt sich leicht nachvollziehen. Möllring kam 1990 in den Landtag, hat dort als parlamentarischer Geschäftsführer den Ausputzer gespielt für den Oppositionsführer Christian Wulff. Im Gegenzug machte Wulff nach dem Wahlsieg 2003 Möllring zum Herrn der Zahlen. Gegenwärtig sieht es nicht so aus, als werde am 20. Januar 2013 die Verteidigung der schwarz-gelben Mehrheit gelingen. Und nach zehn Ministerjahren ist es keine besonders witzige Perspektive, wieder Opposition zu machen.

Klar ist: Wenn Schröder-Köpf bei der SPD in Hannover das Rennen macht, kann sie dank Frauenquote auch mit einem aussichtsreichen Platz auf der Landesliste rechnen. Und wie schnell man in Niedersachsen als Frau mit Promibonus die Karriereleiter hinauffallen kann, zeigt ein illustres Beispiel: 2003 kandidierte die damals weitgehend unbekannte 44-jährige Ursula von der Leyen ähnlich überraschend als CDU-Kandidatin für den Landtag. Die Tochter von Ex-Ministerpräsident Ernst Albrecht wurde dann sofort Sozialministerin in Hannover, wechselte 2005 ins Bundeskabinett und ist heute Bundesarbeitsministerin.

Der Mutter von sieben Kindern hielt ab 2003 Ehemann Heiko von der Leyen weitgehend den Rücken frei. Genau das erwartet jetzt Schröder-Köpf von Altkanzler Schröder: "Wenn ich wegen meiner politischen Arbeit nicht da sein kann, kümmert er sich um unsere Kinder. Ich habe viele Jahre für ihn gearbeitet, jetzt ist er dran."