Jan Drömer und Dirk Kollberg decken Machenschaften russischer Internet-Betrüger auf. Diese Recherchen nutzen auch die US-Ermittler

Ammersbek. Sie gehen weltweit auf Verbrecherjagd und verlassen dafür nicht das Haus. Jan Drömer, 32, aus Ammersbek und Dirk Kollberg, 38, der in Ahrensburg groß wurde und heute in Hamburg-Hamm lebt, sind "Hobby-Researcher". Ihr Fahndungsgebiet ist das Internet. Die Stormarner IT-Profis lauern im Netz Cyber-Kriminellen auf und geben ihre Ergebnisse in die USA an das Federal Bureau of Investigation, besser bekannt als FBI, weiter.

Schon 2010 konnte dank der intensiven Recherche der beiden eine Internet-Bande aus der Ukraine zur Zahlung von 163,2 Millionen Euro an Geschädigte verurteilt werden. Jetzt gelang den Norddeutschen ein weiterer Schlag gegen das organisierte Verbrechen im World Wide Web. Sie entdeckten, dass fünf Männer aus St. Petersburg über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter das "Koobface"-Virus streuten. Durch Internet-Recherche konnten Drömer und Kollberg die Betrüger, die im Netz Spuren hinterlassen hatten, identifizieren. Kollberg: "Sie waren dafür zuständig, die Rechner zu infizieren. Sie holten sich quasi einen Generalschlüssel für den PC. Diesen Schlüssel gaben sie an Mittelsmänner weiter, diese wiederum an andere Gangster."

Die sind dann für das Finanzielle zuständig. Sie spähen Kontodaten aus oder zwingen die Internet-Opfer, ein wirkungsloses Anti-Virus-Programm aus dem Netz zu laden. Dies kostet dann um die 30 Euro. Die Beute teilen sich die Gangs untereinander auf.

"Diese Strukturen sind besorgniserregend. Man muss sich vorstellen, dass die St. Petersburger Cyber-Betrüger, quasi die Marketing-Experten, mehrere Mittelsmänner haben. Die wiederum haben mehrere Finanzexperten, die sich darauf spezialisiert haben, Geld auf Konten weltweit zu überweisen", sagt Jan Drömer. Für die Ermittlungsbehörden ist dieses Geflecht nur schwer zu durchblicken, zumal häufig Landesgrenzen für hiesige Ermittlungsbehörden unüberwindbare Hindernisse sind. Ein weiteres Problem ist, dass viele Internet-Opfer wegen 30 Euro keine Anzeige bei der Polizei erstatten. "Deswegen wird gar nicht erst ermittelt", sagt Drömer.

Doch für die beiden IT-Experten gibt es keine Landesgrenzen. Und damit sind sie nicht allein. Im Netz gibt es ein "Security-Team", in dem sich weltweit Hobby-Researcher austauschen. Kollberg: "Wir befürchten, dass Cyber-Gangs es künftig auf Smartphones abgesehen haben." Beispielsweise, indem die Kriminellen gefälschte Apps erstellen, die sich der Nutzer ahnungslos auf sein Handy zieht. Dann können die Kriminellen das Handy ausspionieren und mit fremden Daten einkaufen.