Zwischen Hamburg und Wittenberge soll ein 300.000-Euro-Programm das Angebot für Ausflügler und Wassersportler deutlich steigern.

Hamburg. Die Elbe zwischen Hamburg und Wittenberge im nordwestlichen Brandenburg soll zu einem besonderen Tourismusziel entwickelt werden. Und zwar auf und neben dem Fluss. Mit dem 300 000 Euro teuren Projekt "Wassertourismus Elbe" sollen für alle den Fluss umgebenden Gebiete touristische Angebote und Produkte entwickelt werden - für landgebundene Tagesausflüge und als Kurzreiseziel. Daneben soll die Elbe als Revier für Wassertouristen attraktiver werden, für Sportbootfahrer ebenso wie für Kreuzfahrer. Im Februar soll das Projekt starten. Bis März 2014 sollen die Pläne umgesetzt werden.

"Es gibt im Norden neben der Lüneburger Heide auch die Elbe", sagt Jens Kowald, der Leiter des Projekts. Um die Flusslandschaft attraktiver zu machen, reiche es nicht, Fahrgäste auf der Elbe zwischen zwei Orten hin- und herzufahren. "Wichtig ist es, den Gästen auch mehr im Umland anzubieten. Die Sehenswürdigkeiten der Elblandschaft müssen zum Beispiel mit E-Bikes, Kutschen, Bussen oder dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein", sagt Kowald. Dazu müsse ein Umdenken erfolgen. Zum Beispiel bei der Konkurrenz unter Reedern. Die Konkurrenz finde sich aber auch bei Anbietern von Wasser- und Landtouristik. "Denn beide haben die 60plus-Generation im Auge", sagt Kowald.

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Möglich wären Erlebnistouren, zum Beispiel eine Reise mit einem Stopp in Zollenspieker und dem Angebot, von dort mit dem Rad zu den Sehenswürdigkeiten der Vier- und Marschlande zu fahren. Weiterhin könnte man auch Schiffsreisen anbieten, die mehr bieten als den Besuch einer Altstadt. Dabei könnte man Führungen zu Naturschutzgebieten planen.

Im Kooperationsprojekt arbeiten die Landkreise Lüneburg, Harburg und Lüchow-Dannenberg, das Herzogtum Lauenburg, der Hamburger Bezirk Bergedorf sowie die Landkreise Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) und Prignitz (Brandenburg).

Die Projektgruppe der "Metropolregion Hamburg", die sich gestern zu einer Konferenz traf, lobt in ihrem Programm die "große Bekanntheit", die "überregionale Strahlkraft" und den "großen Sympathiewert" der Elbe und verweist auf "Grundlagenstudien der vergangenen Jahre". Die Tourismusbranche wirbt da schon lebensnaher mit dem "Schicksalsstrom", dessen "1000-jährige Geschichte" man mit Kreuzfahrten entdecken könne.

Das Schicksal des ehemaligen Grenzflusses, der auf fast 100 Kilometern Deutschland von der damaligen DDR trennte, schuf die Voraussetzungen für den Wassertourismus. Hier ist die Elbe tatsächlich noch weitgehend unverbaut, wie kaum ein Fluss in Europa.

"Der Elbabschnitt zwischen Hamburg und Wittenberge bietet mit seiner einzigartigen Naturbelassenheit im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, das ein Teil des Unesco-Biosphärenreservates ,Flusslandschaft Elbe' ist, und dem Elberadweg große Potenziale als Naherholungs- und Tourismusziel. Dieses weiterzuentwickeln ist das Ziel eines neuen Kooperationsprojekts", heißt es. Während Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt besonders die "Erhöhung der Wertschöpfung in diesen ländlichen Bereichen" und die "Schaffung neuer Arbeitsplätze" lobt, freut sich Rolf Christiansen, Landrat aus Ludwigslust-Parchim "besonders, dass wir in diesem Projekt die Bereiche links und rechts der Elbe mit der gleichen Brille betrachten und vereint voranbringen". Viel Arbeit für Projektleiter Jens Kowald: Ihm liegt daher besonders die Netzarbeit "von der Kommune bis zum Reeder" am Herzen. Verbessert werden sollen: das Image, die gemeinsame Vermarktung und die Profilierung der Natur- und Kulturlandschaft.

Kowald: "Wir brauchen auch bessere Rahmenbedingungen für den Wassertourismus. Dazu gehören zum Beispiel die Zertifizierung der Häfen, die Weiterentwicklung der Infrastruktur, eine bessere Aufenthaltsqualität, mehr Service und Ausstattung." Weiterhin möchte Kowald die Ergebnisse auch nach dem Projektende 2014 langfristig sichern.

"Ich bin guter Dinge, die fünf Bundesländer zu koordinieren", sagt der Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH, die in Bleckede ihren Sitz hat. Kowald kann sich auch vorstellen, dass Fluss-Kreuzfahrtschiffe über die Elbe und andereWasserwege zwischen Hamburg und Berlin oder sogar zwischen Hamburg und Dresden fahren. Diese Schiffe haben Platz für bis zu 2000 Passagiere. Zwei Schiffe dieses Typs gibt es schon: die "Dresden" und die "Sans Souci".

Die etwa einwöchige Flussfahrt von Hamburg nach Berlin würde etwa 800 Euro kosten.