An diesem Wochenende kommt Hartmut Beyer erstmals im Sonntagsstaat und nicht in der Arbeitskluft nach Bardowick bei Lüneburg. "Damit endet mein Doppelleben fürs Erste", sagt der 50-Jährige, der sonst die freien Tage wenn irgend möglich zu Hause bei der Familie in Potsdam verbringt. Doch am Sonntag ist alles anders: Dann wird im Dom zu Bardowick die neue Orgel eingeweiht - und an ihr hatte Orgelbauer Beyer monatelang gearbeitet. Natürlich ist auch Ehefrau Ines dabei, wenn an der Königin der Instrumente erstmals offiziell alle Register gezogen werden.

Zur Musik hatte der gebürtige Güstrower schon in Kindertagen eine Liebe entwickelt. Er nahm neun Jahre Klavierunterricht, ein Kantor in seiner Heimatstadt machte ihm schließlich auch noch die Orgel schmackhaft. So absolvierte Beyer nach seiner Tischlerlehre zusätzlich eine Ausbildung als Orgelbauer in Potsdam.

Seine Arbeit führt ihn nicht nur in die norddeutsche Provinz. "In den vergangenen 31 Jahren habe ich in Russland, Polen, Mexiko, Kasachstan und der Ukraine Orgeln gebaut", sagt Beyer. "Da schafft man es nicht so oft nach Hause." So manche Entwicklung habe er deshalb bei seinen beiden inzwischen erwachsenen Söhnen verpasst. Das werde ihm bewusst, seit er Großvater sei - sein Enkel Nathan ist gerade ein Jahr alt geworden. Doch bald wird er wieder die Sachen packen: Die nächste Orgel baut er in der Ukraine.