Ob Gartenbänke, Häuserwände oder Tennisplätze, nichts ist vor den gepunkteten Tierchen sicher. Ein reich gedeckter Tisch mit Blattläusen lockt die Insekten an. Und der Wind treibt sie bis an die Ostseestrände.

Hamburg. Hoffentlich ist's bald vorbei mit der Käferkrabbelei. Diesen Wunsch teilen zurzeit viele Menschen. Denn in der City und an der Elbe, in Schleswig-Holstein und an der Ostseeküste sind die Käfer los. Besonders an den Stränden von Lübecker und Kieler Bucht treten die eigentlich als Glücksboten geltenden Tiere in solchen Mengen auf, dass Urlauber genervt das Weite suchten.

Bernd Quellmalz, Sprecher des Naturschutzbundes (Nabu) in Hamburg, sieht in der hohen Anzahl der Marienkäfer jedoch keine Plage. "Das ist eine natürliche Entwicklung", sagt er. "Momentan gibt es sehr viele Blattläuse, das sind hervorragende Nahrungsbedingungen für die Marienkäfer." Zudem hätten die Insekten einen großen Anteil an der natürlichen Schädlingsbekämpfung: Zwischen 50 und 250 Blattläuse fräßen sie täglich. Genauso verfressen sind auch ihre Larven. Jede einzelne verspeist in den drei Wochen bis zu ihrer Verpuppung zwischen 400 und 600 Blattläuse. "Für den Gärtner ist der Marienkäfer ein echter Glückskäfer", sagt Bernd Quellmalz. "Auf den Einsatz der Giftspritze kann er nämlich getrost verzichten."

Doch was des Gartenbesitzers Freud', ist des anderen Leid: Wer sein Auto derzeit unter Linden parkt, findet es später mit einem klebrigen Film aus Blattlaus-Urin überzogen vor.

Auch die Invasion an der Küste sei ein immer wieder auftretendes, natürliches Phänomen, sagt Ingo Ludwichowski vom Nabu Schleswig-Holstein. "Sie stammen wahrscheinlich aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort haben sie alle Blattläuse vertilgt, sind in großen Schwärmen aufgestiegen, um sich neue Nahrung zu suchen." Wind und Regen hätten sie auf die Meeresoberfläche gedrückt, dann seien sie an die Strände gespült worden - deshalb fände man dieses massenhafte Auftreten auch nur an der Küste. Auch wenn die Marienkäfer bei Gefahr ein gelbliches Sekret absonderten und manchmal kniffen, seien sie für Menschen ungefährlich, betont Ludwichowki. "Das Problem wird sich in ein paar Tagen von selbst lösen", sagt er. "Dann sind die Käfer ins Hinterland abgeschwirrt oder gestorben."

Nach Einschätzung des Nabu-Experten sind es die heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer, die angespült werden. "Das deutet darauf hin, dass die Besorgnis unbegründet ist, der Asiatische Marienkäfer könnte heimische Arten verdrängen", sagte Ludwichowski. Genau das befürchtet aber sein Hamburger Kollege. "Die Asiatischen Marienkäfer breiten sich aus und können zu einer Bedrohung der heimischen Arten werden", sagt Quellmalz. Das Beißwerkzeug der kleinen Krabbler ist für Menschen übrigens harmlos. "Der Mensch passt nicht ins Beuteschema des Marienkäfers", sagt Zoologe Jan-Peter Hildebrandt.