Zunächst sah alles nach einem Unfall aus, jetzt hat die Kieler Mordkommission nach einem Frontalzusammenstoß auf der Bundesstraße 432 bei Tangstedt (Kreis Stormarn) die Ermittlungen übernommen.

Norderstedt/Tangstedt. Der schreckliche Verdacht: Der 41 Jahre alte Mann, der am Steuer eines Renaults 308 saß, hat das Fahrzeug mit Absicht auf der Gegenfahrbahn gegen einen Lastzug gelenkt, um sich und seine Familie zu töten.

Nach dem Frontalzusammenstoß am Montagabend befinden sich der 41-Jährige aus Norderstedt und sein zehn Jahre alter Sohn immer noch in Lebensgefahr. Die 37 Jahre alte Mutter überstand das Unglück mit leichteren Blessuren. Die Kripo stellte den silberfarbenen Renault sicher, der von Kriminaltechnikern untersucht wird.

"Derzeit ist das Motiv noch unklar, es dürfte aber im persönlichen Lebensbereich der Familie liegen", sagte Polizeisprecher Jürgen Börner. Nach Informationen des Abendblatts waren die finanziellen Sorgen der Norderstedter Familie groß. Kurz vor der Verzweiflungstat auf der Bundesstraße 432 soll das Haus der Familie gepfändet worden sein.

Die Familie wird in Hamburger Krankenhäusern behandelt. Die Besatzung eines Rettungshubschraubers hatte den 41-Jährigen ins Krankenhaus St. Georg geflogen. Er wird auf einer Intensivstation behandelt. Alkohol war offenbar nicht im Spiel, als der Mann das Fahrzeug gegen einen Lastzug aus Österreich lenkte. Der Lkw-Fahrer musste wegen eines schweren Schocks behandelt werden.

Ermittler stellen die Tat in eine Reihe mit anderen Familiendramen in diesem Jahr in Schleswig-Holstein. In Harrislee bei Flensburg hat am 16. Februar ein Mann Frau und Tochter umgebracht. Er wurde nach tagelanger Flucht schwer verletzt in einem Hotel in Berlin verhaftet. Nur drei Tage später starb in Bad Bramstedt eine vierköpfige Familie an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Vater und Mutter hatten keinen Ausweg aus ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesehen und einen Grill in der Wohnung entzündet.