Wer fiebert bei der Fußball-Europameisterschaft für welches Team mit? Hier ist eine internationale Aufstellung des Hamburger Abendblatts.

Dänemark

Olav Nowak, 63, aus dem dänischen Haderslev, Geschäftsführer des Harsefelder Modehaus Lütjen, ist sicher, dass die dänische Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft ein ordentliches Bild abgeben wird. "Es sind viele Talente dabei, die Mannschaft ist auch noch sehr jung. Aber ich glaube nicht, dass sie die Vorrunde überstehen werden." Wenig optimistisch schätzt er auch die Chancen der deutschen Nationalelf ein: "Die Fußballer sind mir einfach zu selbstsicher. Das wird sich rächen." Er selbst werde nur wenige Spiele im Fernsehen verfolgen. Sein Tipp für den Kampf um den Titel: "Es wird einige Überraschungen geben. Ich vermute, die Holländer und die Polen werden weit kommen. Den Titel holt sich aber England."

Deutschland

Olaf Steen, 26, aus Lüneburg ist großer Fan der deutschen Nationalmannschaft. "Wir werden Europameister, das steht fest. Deutschland muss sich in einer interessanten Gruppe behaupten, aber das geht am Ende klar", sagt der Groß- und Außenhandelskaufmann, der in einem Lüneburger Sportgeschäft arbeitet. "Die Deutschen haben schon häufig bewiesen, dass sie eine Turniermannschaft sind." Steen meint, dass Favoriten wie Spanien Nerven zeigen werden. Einige Berichte im Vorfeld über die Menschenrechtssituation oder über die brutalen Methoden, um den Straßenhunden in der Ukraine Herr zu werden, haben den Fan betroffen gemacht. "Trotzdem wird es ein großes Fest mit vielen Emotionen."

England

Matthew Donnelly, 37, aus Eißendorf, der seit 1997 in Deutschland lebt, spricht von düsteren Aussichten für das englische Team. "England tritt mit dem schwächsten Kader seit 20 Jahren an. Es würde mich wundern, wenn sie es überhaupt schafften, über die Gruppenphase hinauszukommen", sagt der Englischlehrer, der an der Schule "English World" in Harburg unterrichtet. Dass Stürmer Wayne Rooney in Englands letztem EM-Qualifikationsspiel wegen Foulspiels mit einer Roten Karte vom Platz flog, erschwere den Stand Englands nur noch, sagt der Mann, der aus Manchester stammt. Ganz anders schätzt er die Chancen des deutschen Teams ein: "Ich denke, es erreicht das Halbfinale."

Frankreich

Christine Baer, 52, wuchs in Paris auf und zog vor mehr als 30 Jahren nach Deutschland. Heute lebt sie mit ihrem Mann und einer Tochter in Stade und arbeitet als Dozentin für die Volkshochschule. Und wie sieht es mit ihrer Fußballbegeisterung aus? "Wenn die Europameisterschaft beginnt, werde ich mir sicher das eine oder andere Spiel ansehen." Auf keinen Fall verpassen würde sie eine eventuelle Begegnung zwischen Frankreich und Deutschland. "Ich drücke natürlich der französischen Nationalmannschaft die Daumen. Der Auftritt der Blauen bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren war hochpeinlich. Aber jetzt steht eine ganz neue Mannschaft auf dem Platz. Ich habe die Hoffnung, dass das diesmal was werden könnte."

Griechenland

Andreas Nikolaides, 63, zog 1987 aus Griechenland in den Landkreis Stade. In der Hansestadt arbeitete der Diplomingenieur für Verfahrenstechnik zuletzt als Gesundheitsmediator in der Suchtprävention und als Sprachlehrer. Die Übertragung der Fußball-Europameisterschaft will er von zu Hause aus am Fernseher verfolgen. "Ich bin selbst lange Jahre leidenschaftlicher Fußballer gewesen." Der griechischen Nationalmannschaft wünscht er, dass sie in diesem Turnier besser abschneiden wird als bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren. "Ich glaube, dass sie am Ende den dritten Platz erreichen werden. Europameister wird Italien." Der deutschen Nationalelf traut er wenig zu: "Die Spieler sind weit weg von ihrer früheren Form."

Irland

Micheal O'Muireagain, 54, gebürtiger Ire aus Buxtehude, will die Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn Irland mit Spanien, Italien und Kroatien harte Gruppengegner hat. "Spanien hat zwar eine Topmannschaft, aber wir hatten bislang noch nie Angst, gegen sie anzutreten", sagt er. Für diese Europameisterschaft rechnet der Volkshochschuldozent, der seit 1993 in Deutschland lebt, mit einer Überraschung. "Deutschland und Spanien sind die Favoriten, aber es könnte auch ein Außenseiter gewinnen", sagt O'Muireagain und erinnert an die EM 2004, als Griechenland seine Gegner in die Knie zwang. O'Muireagain gönnt der deutschen Elf einen hervorragenden Platz. "Sie hat tollen Fußball gespielt. Ich hoffe, sie wird dafür belohnt."

Italien

Luigi Gervasio, 45, aus Stade fiebert dem Start der Europameisterschaft entgegen. "Ich bin verrückt nach Fußball." Der gebürtige Neapolitaner, der ein Eiscafé betreibt, erinnert sich gern an die Weltmeisterschaft 2006. "Als ich damals Weltmeister geworden bin, habe ich meinen Gästen spontan einen Grappa ausgegeben." Er rechnet sich auch bei der EM gute Chancen aus. "Das Testspiel gegen Russland war zwar nicht so berauschend. Aber wir Italiener brauchen den Druck. Dann sind wir richtig gut."

Kroatien

Leonard Gashi, 32, aus Harburg wird wahrscheinlich nur ab und an auf dem Bildschirm ein paar Fußballmomente erhaschen können, wenn die Nationalelf seines Heimatlandes Kroatien am Sonntag, 10. Juni, zum ersten Mal den grünen Rasen betritt. Denn er muss an diesem Abend in seinem Restaurant Dubrovnik in Harburg die Gäste bedienen und wird den Fernseher in der Küche wohl zur Nebensache erklären müssen. Eine herausragende Leistung hat sich Gashi von Angreifer Ivica Olic erhofft. Doch der Nationalspieler und Ex-HSV-Stürmer kann nicht antreten, da er sich eine Oberschenkelverletzung zugezogen hat. Gashis Tipp: Spanien wird Europameister, Holland belegt den zweiten und Deutschland den dritten Platz.

Niederlande

Debbie Klijn, 36, hat sich in der Region als Handball-Torhüterin des Buxtehuder SV einen Namen gemacht. Die Niederländerin, die in Amsterdam aufwuchs, bestritt 106 Länderspiele für die niederländische Nationalmannschaft und belegte 2005 mit der Auswahl den fünften Platz bei der Weltmeisterschaft in Russland. Doch auch für Fußball kann sich die Frau aus Ladekop bei Jork begeistern. Die EM-Spiele will sie mit ihrem Mann verfolgen. "Das wird spannend. Er ist Deutscher, und das ist die erste Partie zwischen beiden Ländern, die wir zusammen schauen werden." Ihr Herz schlage zwar für "Oranje". "Aber ich sehe das nicht so verbissen. Mir ist es eigentlich egal, ob Deutschland oder Holland in der Vorrunde gewinnen."

Polen

Heinrich Seewald, 57, sagt: "Deutschland schlägt Spanien im Finale und wird Europameister 2012." Allerdings räumt er ein: "Ich verstehe von Mathematik, Musik und Physik wesentlich mehr als von Fußball. Aber ich bin recht zuversichtlich, dass das so passiert." Der Chemie-Experte überquerte 1988 die deutsche Grenze und erreichte noch im selben Jahr über einige Umwege Stade. Seine Landsleute würde Seewald am Ende des Turniers, das auch in seiner Heimatstadt Lodz ausgetragen wird, gern auf dem dritten Platz sehen. "Das wäre ein sehr gutes Ergebnis. Das würde mich freuen." Die Spiele will er im Fernsehen verfolgen. "Wenn Fußball auf hohem Niveau gespielt wird, schaue ich mir das gerne an."

Portugal

Maria Castro, 36, gebürtige Portugiesin aus Harburg, scherzt: Das portugiesische Team hätte ein leichtes Spiel, wenn nur die deutschen und holländischen Fußballer nicht so hoch gewachsen wären. Die 36 Jahre alte Verkäuferin, die 2004 wegen der hohen Arbeitslosigkeit in Portugal nach Deutschland übersiedelte und seit drei Jahren im spanischen Supermarkt Toro Verde in Harburg arbeitet, wird während der Europameisterschaft vor allem mit Fábio Coentrão fiebern. Warum? "Ich mag ihn gern, und er hat hübsche Beine. Wahrscheinlich hat er die schon versichert", sagt Maria Castro. Sie wird nicht allein mitfiebern, sondern zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen vor dem Fernseher sitzen.

Russland

Renat Aminev, 53, wuchs in Orsk in Russland auf und lebt seit 17 Jahren im Landkreis Stade. In Wiepenkathen arbeitet er seit 2003 als Straßensozialarbeiter. Außerdem ist er Vorstandsmitglied des örtlichen TSV, organisiert Fußballspiele für Jugendliche und bemüht sich um die Integration von Migranten. Er wünscht der deutschen Nationalmannschaft viel Erfolgt. Sollte es zu einer Begegnung zwischen der deutschen und der Mannschaft aus seiner Heimat kommen, drückt er beiden die Daumen. "Da könnte ich mich nicht so recht entscheiden. Ich würde mich für Russland und Deutschland freuen", sagt Aminev. "Ich denke, dass wir auch Spiele im Jugendhaus zeigen, solange das zu unseren Öffnungszeiten passt."

Schweden

Ulrika Plate, 44, kam vor 24 Jahren mit dem Titel der schwedischen Dressur-Meisterin aus Göteborg nach Deutschland und wechselte prompt den Dressur-Sattel gegen das Springsport-Modell. Heute lebt sie mit ihrem Mann Ulf und ihrer Tochter Julia in Oldendorf und kümmert sich um Haus, Hof und Pferde. Obwohl sie schon lange Zeit in Deutschland ist: Bei der Fußball-EM schlägt ihr Herz ganz klar für Schweden. "Ich hoffe, dass es die schwedische Mannschaft bis ins Viertelfinale schafft." Ihr Lieblingsspieler ist Zlatan Ibrahimovic. Auch den Deutschen traut sie viel zu. Den Titel werden sich ihrer Meinung nach andere holen: "Die Portugiesen haben eine tolle Mannschaft und spielen guten Fußball."

Spanien

Juan José Barreiro , 39, Geschäftsführer des spanischen Restaurants Meson Galicia in Harburg, wettet bereits mit Freunden darum, welches Land es wie weit in der Europameisterschaft schafft. Der Gastronom, der aus La Coruña in Galizien stammt und als Sechsjähriger nach Deutschland kam, rechnet der spanischen Elf große Chancen aus. "Spanien hat in diesem Jahr noch die besten Spieler dabei", sagt er und prophezeit das Erreichen des Halbfinales. Auch den deutschen Fußballern bescheinigt Barreiro spielerische Qualität und glaubt, dass die Truppe es ebenso bis zum Halbfinale schafft. Dass während der EM in seinem Restaurant der Fernseher läuft, ist für Juan José Barreiro selbstverständlich. Er sagt: "Seit der WM 2006 haben auch die Damen nichts mehr dagegen."

Tschechien

Julie Jásová, 24, Volleyballspielerin aus Tschechien, die 2010 als Neuzugang zum Frauen-Volleyballteam VT Aurubis aus Fischbek dazu stieß, ist der Meinung, das tschechische Team habe eine gute Gruppe erwischt. "Hat die Nationalmannschaft gute Tage, sollte sie die Vorrunde überstehen", sagt die Sportlerin, die in Èeské Budìjovice geboren ist. Jásová hat keinen absoluten Favoriten im Team, aber sie gehört zu den wenigen Menschen, die einen der tschechischen Spieler persönlich kennt: Sie ging mit Tomas Sivok auf die gleiche Schule. "Natürlich ist auch Petr Cech ein großartiger Spieler", sagt sie. Da Jásová gerade mit ihrem tschechischen Nationalteam unterwegs ist, kann sie noch nicht absehen, welche Spiele sie verfolgen kann. "Aber wenn ich Zeit habe, sitze ich vor dem Fernseher."

Ukraine

Michael Weiler, 48, in der Ukraine geborener Künstler aus Winsen, ist zwar kein großer Fußballfan, aber er freut sich, dass die EM in seinem Heimatland ausgetragen wird. Weiler, der in Schepetowka aufgewachsen ist und seit 1990 in Deutschland lebt, verspricht sich von der EM, dass sich mehr Menschen für die Ukraine begeistern, nachdem sie einmal dort waren. "Die Besucher können die tolle Mentalität der Ukrainer kennenlernen", sagt er. "Meine Landsleute sind warmherzig, gastfreundlich und spontan." Er weiß aber auch von den Problemen, etwa von der starken Korruption in der Ukraine. Die ersten EM-Spiele wird Weiler wahrscheinlich nicht verfolgen und erst zum Ende der Europameisterschaft einsteigen.