Krankenhaus-Konzern Sana AG will das Krankenhaus in Henstedt-Ulzburg übernehmen. Der Kreis Segeberg lehnt eine Rückführung ab.

Henstedt-Ulzburg. In diesen Wochen sollte der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden, wer die Paracelsus-Klinik an der Wilstedter Straße in Henstedt-Ulzburg übernimmt. Dazu wird es nicht kommen: "Es gibt noch kein Ergebnis", heißt es aus der Konzernzentrale in Osnabrück. Dabei sickerte jedoch durch, dass es nur noch zwei ernsthafte Konkurrenten als mögliche Käufer der Klinik gibt. Unterdessen wurde in den vergangenen Tagen ernsthaft darüber diskutiert, ob das Krankenhaus wieder in das Eigentum des Kreises Segeberg zurückgeführt werden kann.

Im Januar hatte die Konzernleitung überraschend angekündigt, die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg verkaufen zu wollen. Die Mitteilung hatte für Aufmerksamkeit gesorgt, weil der komplette Um- und Ausbau des Gebäudes erst im Mai vergangenen Jahres abgeschlossen worden war. Rund 27 Millionen Euro wurden in das Haus investiert, etwa 17 Millionen davon flossen aus dem Landeshaushalt nach Henstedt-Ulzburg. Die Verkaufsofferte verblüffte deshalb auch die Politiker in Kiel. Das Haus sei nicht mehr rentabel, hieß es als Begründung von der Konzernleitung. Seitdem hat es keine neuen Nachrichten mehr von der Paracelsus-Gruppe gegeben.

Inzwischen wurde bekannt, dass der bundesweit viertgrößte Krankenhaus-Konzern, die Sana AG, Mehrheitsgesellschafter der Regio-Kliniken im Kreis Pinneberg, ernsthaftes Interesse am Kauf der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg hatte und offenbar ein Angebot unterbreitet hat, das aber wieder zurückgezogen wurde. Für die Sana AG, die sieben ihrer 43 Kliniken in Schleswig-Holstein betreibt, hätte dieser Zukauf Sinn machen. Erst 2011 haben die Regio-Kliniken die Krankenpflegeschule mit 60 Ausbildungsplätzen von Paracelsus übernommen und am Standort Quickborn neu eröffnet. Man wolle sich nicht selbst Konkurrenz machen, sagte Regio-Sprecher Sebastian Kimstädt.

Es deutet sich an, dass sich der Verkauf nach hinten verschiebt

Zu den Verhandlungen sagt Unternehmenssprecherin Simone Hoffmann derzeit noch nichts. "Wir prüfen einige Angebote. Es deutet sich aber an, dass sich der Verkauf nach hinten verschiebt." Paracelsus sei nach wie vor nicht bereit, das Krankenhaus in Henstedt-Ulzburg "zu verscherbeln".

Die Linken-Fraktion im Segeberger Kreistag hat einen ganz anderen Rettungsversuch unternommen. Weil die Bevölkerung des westlichen Bereichs im Kreis Segeberg dieses Krankenhaus zur stationären Grundversorgung in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe laut Krankenhausbedarfsplan brauche, solle das Haus in das kommunale Eigentum überführt werden, heißt es in einem Antrag der Linken, der in vergangenen Woche im Ausschuss für Ordnung, Verkehr und Gesundheit des Kreises behandelt wurde. Damit wollten die Linken auch sicherstellen, dass alle gewährten öffentlichen Zuschüsse nicht über den Kaufpreis an die Paracelsus-Gruppe in Osnabrück fließen. Der Antrag der Linken-Fraktion wurde abgelehnt, aber sang- und klanglos ging er nicht unter. Immerhin konnten sich die drei Vertreter der SPD nicht zu einem klaren Nein durchringen. Sie enthielten sich der Stimme. Die Mehrheit des Ausschusses schloss sich der Auffassung der FDP-Fraktion an, die darauf hinwies, dass sich der Kreis Segeberg in den 90er-Jahren aus Kostengründen von den Paracelsus-Kliniken getrennt habe.

Trendmeldungen waren stets in Superlativform verbreitet worden

Die Ankündigung des Klinik-Verkaufs war Ende Januar für fast alle Beobachter und für das Klinik-Personal wie aus heiterem Himmel gekommen. Denn in Pressemitteilungen waren ständig positive Trendmeldungen in Superlativform verbreitet worden: Spitzenärzte, Spitzenmethoden und Rekord-Geburtszahlen. Mit Veranstaltungsreihen und Gesundheitsforen wird zudem versucht, den Stand der Klinik zu festigen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu binden.

So wurde der angekündigte Verkauf der Klinik begründet: Der Wettbewerbsdruck in der Region sei enorm gewachsen, sämtliche Mitbewerber hätten in der Region mehrere Häuser und könnten so Synergien und wirtschaftliche Ressourcen heben. Diesen Wettbewerbsvorteil könnten die Paracelsus-Kliniken in dieser Region nicht aufholen, hieß es in einer Stellungnahme der Paracelsus-Gruppe.