Das Gericht hat die wegen Beihilfe zur Untreue angeklagte Brasilianerin freigesprochen. Die Anklage will gegen das Urteil vorgehen.

Wolfsburg. Nach den Plädoyers hatte gestern die Angeklagte Adriana Barros das letzte Wort und erklärte unter Tränen, sie hoffe auf ein Ende des Albtraums. Zwei Stunden später lachte die 47 Jahre alte Brasilianerin angesichts des Freispruchs vom Vorwurf der Beihilfe zur Untreue in die Kameras. Mit dem Verfahren vor dem Schöffengericht in Wolfsburg endete die juristische Aufarbeitung der Korruptionsaffäre beim Volkswagen-Konzern.

Die reicht zurück bis in die 90er-Jahre und flog 2005 auf: Der Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer sollte nach einem rüpelhaften Auftritt in einem Berliner Nobelhotel gefeuert werden, aber packte stattdessen aus. Im Auftrag von Personalvorstand Peter Hartz hatte er viele Jahre den Betriebsrat bei Laune gehalten: mit Luxusreisen und Bordellbesuchen. Und eben auch zahlreiche Extrareisen des mächtigen Betriebsratschefs Klaus Volkert mit seiner brasilianischen Geliebten Barros für allein rund 100 000 Euro binnen drei Jahren. Und Gebauer sorgte im Auftrag von Hartz auch dafür, dass die brasilianische Fernsehjournalistin für häufig inhaltslose Fernsehaufnahmen binnen drei Jahren 250 000 Euro kassierte - so wie Volkert gefordert hatte.

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Deswegen und weil er sich von Hartz heimlich wie ein Topmanager bezahlen ließ, wurde Volkert 2008 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wegen Anstiftung zur Untreue, ein Jahr und neun Monate hat er absitzen müssen. Personalvorstand Hartz musste zurücktreten, aber er machte einen Deal mit der Strafkammer am Landgericht Braunschweig, kam gegen ein Geständnis mit einer Bewährungsstrafe davon, wie später auch Gebauer.

Der gestrige Freispruch für Adriana Barros, darauf legte der Vorsitzende Richter Holger Kuhlmann großen Wert, ändert nichts an den Tatsachenfeststellungen der vorangegangenen Urteile: "Diese Geschichte muss nicht umgeschrieben werden." Dass aber Hartz und Volkert wissentlich das Unternehmen geschädigt haben, bedeute eben nicht unbedingt, dass auch Barros dies klar war. "Auch unangemessene Verträge sind nicht verboten", sagte er.

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2005, als alles aufflog, hat Volkert jeden Kontakt zu seiner damaligen Geliebten abgebrochen, man sah sich vor Wochenfrist das erste Mal im Gerichtssaal wieder. Da aber hat er ihr einen letzten Liebesdienst erwiesen und ihre Ahnungslosigkeit über die Herkunft der Zahlungen bestätigt. Barros ist nach eigenen Worten in Südamerika in den Medien als Hure hingestellt worden, ihre TV-Karriere sei ruiniert. Ausgestanden ist der Prozess trotz Freispruchs für sie noch nicht: Die Staatsanwaltschaft will Rechtsmittel.