Familie Schröpfer aus Blankenese macht vor, wie man alte Häuser zusammen mit dem Denkmalamt schön und finanziell lohnend renoviert.

Kristin Schröpfer sitzt an ihrem alten Küchentisch umgeben von ihrer modernen Einbauküche und blättert in einem Fotoalbum. "Wir haben das Haus 1995 gekauft. Von außen sah es aus wie eine Ruine, es hatte noch Gasbeleuchtung und Kohleöfen." Dennoch waren die Schröpfers froh, dass sie das Haus gefunden hatten, in dem sie und ihre Kinder nun seit 17 Jahren leben. Damals habe es auch schon kaum unberührte Häuser gegeben. "Und dieses Haus hat Geschichte", sagt Kristin Schröpfers Mann. "Es ist Baujahr 1908 und hat einem selbstständigen Handwerker gehört, der sehr viel Wert auf Details legte. Wir haben es von den Erben seiner Tochter gekauft und wollten es im alten Stil renovieren."

Um die aufwendige Renovierung wirtschaftlich attraktiver zu machen, haben die Schröpfers das Haus unter Denkmalschutz stellen lassen. Mathias Schröpfer hat die Erfahrung gemacht, dass "viele Leute gar nicht wissen, dass man auch Einfamilienhäuser unter Denkmalschutz stellen lassen kann, und welche Vorteile das hat. Viele denken auch, sie dürften dann nichts mehr selbst entscheiden." Er und seine Frau haben das nicht so erlebt. Ein Gutachter vom Denkmalschutzamt kam ins Haus und mit ihm stimmten sie ab, was sie wie renovieren wollten und durften. Das Gutachten und die Beratung waren kostenlos. Der große Vorteil, so Mathias Schröpfer, sei, "dass man Investitionen für ein selbst genutztes Wohnhaus, die vom Denkmalschutzamt bewilligt sind, zu 90 Prozent auf zehn Jahre steuerlich abschreiben kann".

+++Altbau mit Herzstück+++

Geätztes Musselinglas zieht sich wie ein Motiv durchs Haus

Das villenähnliche Haus der Schröpfers, dessen Zimmer kleiner ausfallen, als man es von außen erwartet, befindet sich in bester Wohnlage, nicht weit vom Blankeneser Zentrum entfernt. Beim Betreten fallen zuerst das dekorative weiße und grüne Pressglas mit Bourbonenlilien und das geätzte Musselinglas auf, das sich wie ein wiederkehrendes Motiv von der Haustür über Fenster im Flur und in mehreren Wohnräumen durchs Haus zieht. Welche Fenster alt sind und welche neu eingesetzt wurden, erkennt der Laie nicht. Gleiches gilt für die Fliesen im Flur und im Gäste-WC. "Sie sind im Gäste-WC ,auf Knirsch' verlegt", sagt Kristin Schröpfer, "also fast ohne Fuge". Leider habe der Handwerker aber offenbar Probleme gehabt. "Es ist nicht so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben." Beim Rundgang durch ihr Haus erzählt die 43-Jährige, dass sie erst innen renovierten, um im Haus leben zu können, und die Fassade aus finanziellen Gründen später drankam. Zunächst ersetzten sie die Kohleöfen durch Heizkörper und die "völlig desolate uralte Haustechnik" durch moderne Technik. Sie bauten ein Badezimmer und Gäste-WC ein, vergrößerten die Küche und opferten dafür die Speisekammer und eine Schlafkammer. Und sie ersetzten einzelne grüne Oberlichter in Wohnräumen durch weißes Glas, weil die Räume ihnen vorher zu dunkel waren.

Heute würde Mathias Schröpfer einiges detailgerechter machen. Im Bad oben würde er stilgerechtere Fliesen nehmen und andere Heizkörper statt "dieser platten Heizkörper aus dem Baumarkt". Für die Eingangstür würde er wieder Musselinglas nehmen, "man kann sich das aber auch als Isolierglas machen lassen". Die einfache Verglasung ist im Winter nicht ideal.

+++Altbausanierung: Modernisieren mit Gefühl+++

Auf den Rat des Denkmalschutzamts hin haben die Schröpfers für die Außenwände eine Mineralfarbe verwendet, die sich mit dem Putz verbindet und darum länger hält. Auflagen erhielten sie für die Farbinnengestaltung, für die Fenster und die Terrasse. "Für das Geländer der Terrasse sind wir lange durch Hamburg gefahren und haben uns dann für dieses entschieden." Kristin Schröpfer zeigt auf das silberfarbene Geländer im 20er-Jahre-Stil. Der Windschutz spiegelt das Muster des Geländers und die Aufteilung der Türen in der Wohnung wieder. Vor ein paar Jahren wurde die ganze Häuserreihe unter Ensembleschutz gestellt. Das Haus der Schröpfers war sozusagen Vorreiter.

Der nächste Umzug innerhalb der Nachbarschaft steht schon wieder an

Demnächst ziehen die Schröpfers aus Platzgründen in ein anderes Haus in der Nachbarschaft. Der damalige Bauherr war der bekannte Hamburger Restaurator und Farbberater Otto Schmarje. Dieser Altbau ist im klassizistischen Stil erbaut worden und nur wenig renovierungsbedürftig". Die Häuser sind seine "Babys". In ihrem Haus auf dem Land haben die Schröpfers die detailgenaue Renovierung auf die Spitze getrieben. "Dort haben wir dann alles umgesetzt, was wir hier gelernt haben", sagt der 51-Jährige. "In so einem Haus zu leben bedeutet für mich Lebensqualität."

Als sie ihr erstes Haus kauften, haben sie die Umbaukosten unterschätzt. "Wir sind da ganz euphorisch rangegangen und dachten, ich könnte selbst viel machen - dabei bin ich so ein schlechter Handwerker." Alles, was Rückbau und Abbruch betraf, hat er jedoch selbst gemacht. Lieber als körperlich zu arbeiten, recherchiert er aber, wo man welche alten Materialien und Antiquitäten bekommt.

Die alten Möbel und Bilder haben sie nach und nach auf Flohmärkten gesammelt, bei Antiquitätenhändlern erworben und auf Auktionen ersteigert. "Vorher hatten wir nichts dergleichen", erzählt Kristin Schröpfer. "Das hat sich so entwickelt, mit dem Haus kam der Einrichtungsstil. Das ist eine Art Hobby geworden." Wohn- und Esszimmer sind repräsentativ fast vollständig im alten Stil gestaltet, aber in der Küche, im Bad und in den Schlafräumen findet man auch moderne Möbel. "Wir wollen ja nicht das Gefühl haben, in einem Museum zu wohnen", sagt die Hausherrin und lacht.