Architekt Robert Heinicke verfolgt mit der Sanierung seines Elternhauses in Schnelsen ehrgeizige Ziele

Hamburg. Gelbe Verblendfassade, Satteldach mit Betondachziegeln, Terrasse und großer Garten - ein ganz normales Einfamilienhaus aus den Siebzigerjahren am Stadtrand von Hamburg. Hinter der unauffälligen Fassade steckt allerdings ein neues, interessantes Innenleben: 2008 hat Robert Heinicke sein 1968 gebautes Elternhaus in Schnelsen gründlich energetisch saniert. Der Architekt ist Experte auf diesem Gebiet: Heinicke ist einer von zwei sogenannten zertifizierten Passivhaus-Planern in Hamburg. Die Sanierung der eigenen Immobilie war damit fast eine Pflichtübung und zugleich Visitenkarte: "Ich kann nicht hier in der Gegend Häuser hochwertig energetisch sanieren oder neu bauen und selber in einer Energieschleuder wohnen", sagt Heinicke.

Über 500 Euro Energiekosten verschluckte das 230 m² große Einfamilienhaus jeden Monat. Ein schwieriger Fall war die Sanierung deswegen, weil auf dem Grundstück noch drei andere, fast gleiche Gebäude stehen, von denen sich das sanierte Haus optisch nicht allzu sehr abheben durfte. "Als erstes bin ich nach dem Umsetzen der Pflanzen mit dem Minibagger herumgefahren und habe das Haus außen 1,20 Meter tief aufgebuddelt und die Fundamente rundherum mit einer 24 Zentimeter dicken Perimeterdämmung eingepackt", erinnert sich Heinicke. Der alte Verblendstein wurde abgebrochen, auf die 28 Zentimeter starke Fassadendämmung kam ein sogenannter Meldorfer Flachverblender. "Ein Kompromiss aus optischen Gründen", sagt Heinicke. Vorteil war, dass das Material vom Hersteller nach dem Vorbild der alten Steine farblich angemischt werden konnte, um die Optik des Gebäudeensembles zu erhalten.

Um den Bodenbereich in dem nur teilweise unterkellerten Haus zu dämmen, wurde der Estrich erneuert und die alten Heizkörper gegen eine Fußbodenheizung ausgetauscht. Im nächsten Schritt wurden passivhauszertifizierte Holz-Alu-Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung eingebaut. Das allein schlug mit 33 000 Euro zu Buche.

Die Deckenhöhe von fünf Metern im 60 m² großen Wohnbereich mit offener Küche erlaubte eine Dämmschicht aus Mineralwolle von 32 Zentimetern. Getragen wird sie von einer neuen Kreuzsparrenanlage, die unter die alte Dachkonstruktion gehängt wurde. "Das Dach wollen wir erst im zweiten Bauabschnitt anfassen", erklärt Heinicke.

Herzstück einer energetischen Sanierung ist häufig die Heizung. "Da die vorhandene Gasbrennwerttherme von 2004 noch effizient arbeitet, haben wir sie belassen", sagt Heinicke. Aber sie hat Unterstützung von zusammen knapp zehn m² großen Sonnenkollektoren auf dem Dach bekommen. Die thermische Anlage mit einem 800-Liter-Wasserspeicher im Keller sorgt nun für den kompletten Warmwasserbetrieb für Fußbodenheizung, Bad und Küche. "Sie arbeitet so gut, dass wir die Gastherme von Ende Februar bis Oktober ausschalten können", sagt Heinicke. Wegen der neu installierten Warmwasserleitung - vorher gab es Durchlauferhitzer - konnte auf eine Zirkulationsleitung verzichtet werden. Für die Sanierung ihres Einfamilienhauses hat die Familie Heinicke bisher rund 210 000 Euro ausgegeben, nicht eingerechnet die Eigenleistungen sowie das Architektenhonorar.

Für das Projekt konnte der Bauherr ein Darlehen von der KfW von 100 000 Euro zu einem Zinssatz von 2,39 Prozent in Anspruch nehmen, dazu kam ein Tilgungszuschuss von 12,5 Prozent. Die Hamburgische Wohnungsbau-Kreditanstalt (WK) gab einen Zuschuss von knapp 6000 Euro. "100 Euro bekomme ich noch von der WK, wenn ich die Verbrauchswerte melde", sagt Heinicke.

Die Kosten für Heizung und Warmwasser haben sich für das Haus von 500 Euro im Monat auf 120 Euro reduziert. Damit würde sich die Investition bei den derzeitigen Energiepreisen in etwa 25 Jahren amortisieren. Ein langer Zeitraum, gibt Heinicke zu, aber auf der Habenseite stehe mehr: "Wir haben ein gutes Raumklima und fühlen uns in unserem Haus sehr wohl. Endgültig auf Passivhausstandard soll das Haus im zweiten Bauabschnitt im nächsten Jahr gebracht werden.

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