Hamburgs Förderprogramm unterstützt die Errichtung von Neubauten abseits teurer Lagen

Zunächst die Fakten: In Hamburg lebt die Mehrzahl der Haushalte zur Miete, in 50 Prozent der Fälle in Single-Haushalten, in 30 Prozent in Zwei-Personen-Haushalten. Zugleich wird bezahlbarer Wohnraum in der Hansestadt immer knapper. Auf diese Entwicklung wies Matthias Voss, Geschäftsführer der HCI Immobilien Consult GmbH, zu Beginn der Veranstaltung "Quo Vadis Wohnimmobilienmarkt Hamburg?" im Hotel Atlantic hin. Teilnehmer waren außerdem die HSH Nordbank und die NCC Deutschland.

Letztere vertreibt aktuell Reihenhäuser in Neu-Allermöhe zu einem Quadratmeterpreis von 1922 Euro. "Wir verkaufen die Häuser an junge Familien mit sehr positiver Resonanz", sagte NCC-Geschäftsführer Nils Olov Boback. Da es insbesondere in den zentralen Lagen in Hamburg an bezahlbarem Wohnraum mangele, eröffneten sich für Investoren Chancen in den peripheren Stadtteilen. Hohes Potenzial zeigen hier nach Bobacks Einschätzung Alsterdorf, Barmbek und Eidelstedt. "Eine 1-a-Lage ist für den Wohnungsbau nicht wichtig, wenn eine gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung vorhanden sind", betonte der NCC-Chef Deutschland. Auch müssten vermietbare Wohnungen nicht Anwärter auf Architekturpreise sein. "Auf Design ausgerichtete Entwürfe machen einen zweckmäßigen Grundriss der Wohnungen sogar häufig unmöglich", sagte Boback. Auch führten solche architektonischen Details nur zu höheren Baukosten, die Investoren abschreckten.

Gleichwohl sind in Hamburg im vergangenen Jahr mehr hochpreisige denn preisgünstige Wohnungen gebaut worden, wie Dirk Brandes, Vertriebsleiter des Bereichs Immobilienkunden in der HSH Nordbank, betonte. Er verwies auf eine aktuelle Marktstudie der Bank, in der unter anderem das Neubauvolumen, die Mieten und die Demografie in neun deutschen Metropolen miteinander verglichen wurden. "Danach gehört der Großraum Hamburg zu den wettbewerbsfähigsten Regionen in Deutschland." Das zeige sich auf dem Wohnimmobilienmarkt an der hohen Nachfrage und den niedrigen Vermietungsrisiken, unterstrich Brandes.

Hamburg zählt, laut HSH-Studie, neben Bremen und Stuttgart zu den Städten im Bundesgebiet mit der niedrigsten errechneten Risikokennzahl. Diese zeigt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine Immobilie in einem bestimmten Zeitraum an einen Mieter zu marktüblichen Konditionen zu vermieten. "Schon jetzt wird deutlich, dass sich die Hamburger Wirtschaft schneller erholt als Deutschland insgesamt. Junge Menschen suchen hier Arbeit und Wohnraum. Ab 2012 rechnen wir mit jährlich 5000 Zuzüglern in die Stadt", betonte Brandes. Es herrsche eine deutliche Knappheit an preisgünstigen Wohnungen, während die Mieten dank hoher Nachfrage auch im Krisenjahr angezogen seien. "Angesichts einer niedrigen Leerstandsrate von 1,5 Prozent ist das Risiko in Wohnraum zu investieren in Hamburg vorerst gering, zumal sich die Zinsen für Kredite weiterhin auf einem niedrigen Niveau bewegen." Eine Steilvorlage für Matthias Voss, Leiter der HCI Immobilienabteilung. Er verwies auf das "einzigartige Förderprogramm" der Stadt Hamburg, mit der sie den Bau von Mietwohnungen für Senioren, Studenten und Menschen mit körperlicher Behinderung unterstützt. "Hamburg übernimmt hier eine Vorreiterrolle", sagte der Fondsmanager. Investoren könnten für entsprechende Objekte bei der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt neben Darlehen auch Baukosten- und Mietzuschüsse beantragen. Diese Förderung werde auch der geschlossene Immobilienfonds "HCI Wohnkonzept Hamburg" nutzen.

Dessen Konzeption sieht vor, in preiswerte neue Wohnungen abseits teurer Lagen zu investieren. "Wir sehen Potenzial in Bergedorf oder Lurup und planen, dort etwa 400 Wohnungen errichten zu lassen", sagte Voss. Abgestimmt auf das Fördermodell in Hamburg, werde die Monatsnettomiete auf 5,70 Euro/m² anfänglich gesetzt. Einschließlich aller Fördermöglichkeiten ergebe sich für den Investor letztlich aber eine monatliche Neubaumiete von etwa 14,10 Euro/m². Durch die niedrigen Zinssätze - die WK-Hamburg bietet aktuell Förderdarlehen mit einem Zinssatz von 1,2 Prozent und 15 Jahren Laufzeit an - sei geplant, dass der "HCI Wohnkonzept Hamburg" bereits zehn Jahre nach Erwerb des Objekts die Hälfte der Verbindlichkeiten zurückzahle. Mit Ende der Darlehenszeit ende auch die Mietpreisbindung.