Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Vertragspartnern hilft oft nur noch ein Jurist. In Hamburg beraten aber auch Verbände.

Zu hohe Nebenkosten, Schimmel im Bad, Blei im Trinkwasser: Mieter und Vermieter haben oftmals unterschiedliche Interessen, doch wer ist im Recht? Licht ins Dunkel bringen Mietervereine. Sie setzen da an, wo Mieter nicht mehr weiterwissen, und sind Spezialisten, wenn es um das aktuelle Mietrecht geht. Dieses ist insbesondere für Laien meistens kaum noch zu überblicken.

Rechtliche Fehler können fatale Folgen haben und teuer zu Buche schlagen: Mieter sollten sich daher nicht scheuen, die Expertise eines versierten Interessenverbandes in Anspruch zu nehmen. Dabei muss man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass Mieterschutzvereine ausschließlich ihre Mitglieder in Rechtsangelegenheiten beraten dürfen. Das schreibt das Rechtsdienstleistungsgesetz vor. Nicht-Mitgliedern kann ein Mieterverein also nur allgemeine Auskünfte erteilen: Einzelfall-Bewertungen und konkrete Empfehlungen sind nicht enthalten.

Mieter, die sich bei allen auftretenden Rechtsfragen kompetent informieren und aktiv unterstützen lassen wollen, sind somit gut beraten, Mitglied in einem Mieterverein zu werden. Diese vertreten und betreuen ihre Mitglieder nicht nur in Miet- und Wohnungsangelegenheiten, sondern halten darüber hinaus auch wichtige allgemeine Informationen bereit: von der Abstandszahlung über aktuelle Urteile zum Mietenspiegel bis hin zur Zweitwohnungssteuer.

+++Wer wann kündigen darf+++

Die Beratung erfolgt in der Regel ohne Wartefrist sofort nach Beitritt durch Juristen, die auf das Mietrecht spezialisiert sind. Diese informieren umfassend über die Rechte und Pflichten als Mieter und zeigen auf, wie man eigene Ansprüche durchsetzen oder sich gegen unberechtigte Forderungen zur Wehr setzen kann. Und natürlich sagen sie auch, wie man sich mit einem Vermieter gütlich einigen kann.

Es ist empfehlenswert, den Rat der Juristen bei Meinungsverschiedenheiten möglichst rechtzeitig einzuholen, zumindest sofern das nötig erscheint. Anlässe sind zum Beispiel der Abschluss eines neuen Mietvertrags, das Anfallen einer Mieterhöhung, eine Nachzahlung oder eine geplante Modernisierungsmaßnahme. Der Rat kann auch sinnvoll sein, wenn Mieter ihren Vermieter zu einer Reparatur auffordern wollen, wenn sie beabsichtigen, die Miete zu kürzen, oder eine strittige Nebenkostenabrechnung einsehen möchten. Zudem bieten einige Mietervereine ihren Mitgliedern einen Außendienst für Wohnungsbesichtigungen, Mängel und Belegprüfungen oder Vorzugsangebote für Umzüge, Reisen, Autovermietungen oder Hotels an.

Der Deutsche Mieterbund (DMB) unterhält in Deutschland ein flächendeckendes Netz von Mietervereinen. In Hamburg gehört ausschließlich der Mieterverein zu Hamburg dem DMB an. Er zählt mehr als 62 000 Mitgliedshaushalte und ist damit der größte Interessenverband von Mietern in der Hansestadt. Pro Jahr werden etwa 65 000 Einzel-Beratungen in den mehr als 20 Geschäftsstellen durchgeführt. "Unsere Arbeit ist extrem saisonabhängig. Ab Oktober bis ins Frühjahr hinein haben wir sehr viel mit Mieterhöhungen und Betriebskostenabrechnungen zu tun. Ansonsten sind Mängel, aber auch Klauseln, die eine Wohnungsübergabe betreffen, ein Dauerthema. Am meisten Stress gibt es prozentual gesehen übrigens mit Privatvermietern", sagt Rechtsanwalt Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg.

+++Wann Mietminderung erlaubt ist+++

In insgesamt 14 Hamburger Stadtteilen bietet der Verein Mieter helfen Mietern Beratung an. "Im Monat April finden die meisten Umzüge statt. Da haben unsere Mitglieder dann viele Fragen, die ihre Renovierungspflicht betreffen. Wir haben eine spezielle Renovierungssprechstunde eingerichtet, die jeden Mittwoch von 15 bis 16 Uhr in unserer Geschäftsstelle stattfindet", sagt Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann. Grundlegende Informationen über Schönheitsreparaturen und Auszugsrenovierung enthält auch ein Merkblatt, das auf der Seite des Vereins zum Download bereitsteht.

Ein Kriterium bei der Suche nach einem Mieterverein kann sein, ob dieser eine Rechtsschutzversicherung anbietet. Denn: Recht haben und recht bekommen ist bekanntlich zweierlei. Alle Mitglieder des Mietervereins zu Hamburg sind für Mietprozesse automatisch bei der Deutschen Mieterbund Rechtsschutz-Versicherung versichert. Wenn ein Prozess nicht vollständig gewonnen wird, müssen Mitglieder eine Selbstbeteiligung von zehn Prozent der Kosten tragen (mindestens 100 Euro, höchstens 500 Euro). Der Rechtsschutz beginnt nach einer Mitgliedschaft von drei Monaten.

+++Eindeutiger Vertrag vermeidet Ärger+++

Für die Interessenvertretung vor Gericht können Mitglieder sich einen Anwalt nach freier Wahl nehmen, auf Wunsch wird auch ein geeigneter Anwalt benannt. "Pro Jahr landen bei uns zwischen 600 und 700 Streitfälle vor Gericht", sagt Chychla. "60 Prozent der Fälle werden gewonnen, 20 Prozent enden mit einem Vergleich, und weitere 20 Prozent werden verloren."

Bei Mieter helfen Mietern und anderen Mietervertretungen können Mitglieder frei entscheiden, ob sie zusätzlich zur Mitgliedschaft eine Rechtsschutzversicherung abschließen wollen. Sie stellt eine Alternative zur privaten Rechtsschutzversicherung dar, allerdings nur, wenn diese auch wirklich den Schutz bei mietrechtlichen Streitfällen beinhaltet.