Die City Nord gehört mit knapp 570 000 Quadratmetern Büroflächen zu den wichtigsten Bürostandorten der Hansestadt, 300 Firmen mit fast 30 000 Mitarbeitern sind dort angesiedelt, darunter viele Großkonzerne.

Vor 50 Jahren, am 14. August 1959, hatte die Stadt Hamburg den Bau der Bürostadt beschlossen, seinerzeit eins der größten und anspruchsvollsten städtebaulichen Projekte Europas. Die Idee hatte Hamburgs Oberbaudirektor Werner Hebebrand aus New York mitgebracht. Ähnlich wie im Central Park in Lower Manhattan sollten sich die Unternehmen mit ihren Verwaltungen in einem "Commercial Park" abseits der City, aber dennoch zentral ansiedeln. Die Innenstadt mit ihren Wohnquartieren an Alster und Elbe sollte nicht durch eine Hochhaussilhouette beeinträchtigt werden.

In den 90er Jahren erlebte die City Nord ihren wirtschaftlichen Tiefpunkt. Viele Großkonzerne zogen aus den auf sie zugeschnittenen Hauptverwaltungen, meist individuelle Solitärbauten, aus und hinterließen Flächen, die angesichts des damaligen Überschusses an Büros kaum vermietbar waren. Plötzlich galt die City Nord als Beispiel veralteter Stadtplanung. Es hieß, sie widerspreche allen Vorstellungen einer lebendigen Stadt, ihre Bürohausriesen seien zu groß, zu unwirtschaftlich, kurz: unzeitgemäß.

Heute, 50 Jahre nach ihrer Entstehung, ist die City Nord wieder ein gefragter Standort. Die Imageaufwertung kam nicht von ungefähr: Unternehmen wie Vattenfall, Tchibo, Edeka, Hamburg Mannheimer investierten Millionen in die Modernisierung ihrer Gebäude, ohne dabei ihren Ursprungscharakter zu verändern. Uneffiziente Flächen erhielten einen modernen Zuschnitt, Großraumbüros wurden zu Einzelbüros umfunktioniert und nicht erhaltenswerte Gebäude abgerissen. Neubauten entstanden, weitere sind geplant. Das Oval Office ist das jüngste Aushängeschild der Bürostadt.

Die Verschönerungen lockten viele große Unternehmen in die City Nord, jüngst mietete Edeka zusätzlich zum Haupthaus weitere 6200 Quadratmeter beim Nachbarn Hamburg-Mannheimer dazu. Auch entschied man sich vor zweieinhalb Jahren zum Bau einer Kindertagesstätte auf einem Gelände am Überseering (Nähe Manilaweg). 60 Plätze wurden geschaffen "Im Mai mussten wir die Kita wegen der großen Nachfrage um weitere 40 Plätze ausbauen", sagt Sylvia Soggia, Sprecherin der Grundeigentümer-Interessengemeinschaft City Nord. Schon jetzt sei absehbar, dass dies nicht ausreiche. "Wir könnten noch einmal erweitern", so Soggia.

Die Kita gilt als Vorzeigeobjekt. Nicht nur, weil hier eine beispielhafte Kooperation mehrerer Firmen mit einem Jugendhilfe-Träger, in diesem Fall der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, realisiert wurde, sondern auch, weil das Projekt erstmals beweisen sollte, dass Familie und Beruf miteinander vereinbar sind. Gute Gründe also, das 50jährige Jubiläum der Bürostadt gebührend zu feiern.

Ihre Unternehmen laden im Rahmen des Architektursommers zu einem Strauß von Veranstaltungen ein: Gestartet wurde mit der Ausstellung "50 Jahre City Nord, eine Freilichtbühne im Zeitgeist der Moderne", die allerdings nur bis zum 4. Juli in der Rathausdiele zu sehen war. Sie spiegelte die Entstehungsgeschichte wieder. Denn architektonisch wird im Quartier der Wunsch der Unternehmen deutlich, sich mit ihren Firmensitzen zu profilieren. So handelt es sich bei diesen um viele, mit ersten Preisen prämierte Bauten. Dazu zählen das HEW-Gebäude, heute Vattenfall-Europe, des Dänen Arne Jacobsen, aber auch das Shell-Gebäude von Gerkan Marg und Partner und das IBM-Center der Kopenhagener Architekten Dissing + Weitling.

Vom 4. bis 18. September finden die Festwochen statt, in denen gleich am ersten Tag der City Nord Park feierlich in Anwesenheit von Oberbürgermeister Ole von Beust eröffnet wird mit anschließendem Familienfest am 5. September. Es folgen die "Tage der offenen Türen" am 12. und 13. September, bei denen Führungen beispielsweise durch die Gebäude von Vattenfall, Edeka, RWE Dea, Hamburg-Mannheimer angeboten werden. Haustechniker geben dann Einblicke in "ihre" Gebäude.

Bei den Rundgängen darf immer auch ein Blick in die Räumlichkeiten geworfen werden, die sonst nie der Öffentlichkeit zugänglich waren - ob Chefzimmer, Sitzungssaal oder Casino.

Wer mehr über die Perspektiven des Quartiers erfahren möchte, sollte sich die Führung mit Podiumsdiskussion am 9. September (16 bis 22 Uhr, Edeka-Gebäude, New York Ring 6) vormerken. Vertreter aus Politik und Wirtschaft werden dort ihre Visionen für den Standort vorstellen.

Schon jetzt ist allerdings der Standort bei Film und Fernsehen als Drehort gefragt: So lockte die Architektur bereits Werber und Filmemacher in das Quartier. "Es entstanden hier nicht nur eine ganze Reihe von Werbespots, sondern auch einige Folgen des Tatorts mit Robert Atzorn", wie Ralf Heuss, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft City Nord, stolz erzählt.

Infos zu Veranstaltungen unter www.architektursommer.de oder www.zebau.de , www.city-nord.net

Literatur: "City Nord - Europas Metropole der Moderne" von Sylvia Soggia. Fotografien von Thomes Duffé. Dölling + Galitz Verlag (39,90 Euro)