Russische Forscher haben im sibirischen Nordwesten aus der Luft ein im Durchmesser 100 Meter großes Erdloch gefilmt. Jetzt rätseln Wissenschaftler über die Entstehung des bedrohlichen Kraters.

Moskau. Auf den ersten Blick erscheint es als eines dieser gefakten Videos, die man schon so zahlreich bei YouTube gesehen hat. Doch dieser Kurzfilm ist ebenso mysteriös wie real: Russische Arktisforscher haben am Donnerstag eine unglaubliche Entdeckung gemacht, als sie sich in Sibirien auf eine Expedition aufmachte.

Bei Yamal, was übersetzt so viel bedeutet wie „Das Ende der Welt“, fiel ihnen aus dem Hubschrauber heraus plötzlich ein riesiger Krater auf. Das im Durchmesser rund 100 Meter große Loch ist in einer Region entstanden, in der die Temperaturen auf bis minus 50 Grad Celsius sinken und wo die Sonne im Winter so gut wie gar nicht aufgeht.

Die an der Expedition beteiligte Wissenschaftlerin Anna Kurtschakowa vermutet, dass die Entzündung eines Gemischs aus Wasser, Salz und Gas zu einer Explosion unter der Erde führte und sich dadurch der Krater bildete. Der australische Polarforscher Chris Fogwill hält dagegen das Abtauen eines Pingo als Ursache für das riesige Loch. Ein Pingo ist eine Erhebung im Permafrostboden, die aus einem Eisberg besteht. Wenn das Eis abschmilzt, kann sich der Berg absenken, sodass ein großer Krater entsteht. Wegen des Klimawandels könnten solche Phänomene in der Zukunft gehäuft auftreten.

Mittlerweile hat sich eine wissenschaftliche Expedition der Erkundung des mysteriösen Naturphänomens angenommen. Das Team erhofft sich durch Wasser und Erdproben Aufschlüsse über die Entstehung des Lochs. Yamal im Nordwesten Sibiriens ist eine der Regionen mit dem höchsten Gasaufkommens Russlands. Das Loch wurde nahe dem Gasfeld von Bovanentsky entdeckt, was wiederum zu Spekulationen führte, dass der Krater durch eine unterirdische Explosion entstanden sein könnte.