In Prenzlau im Nordosten Brandenburgs soll das erste industriell genutzte Hybridkraftwerk entstehen, das Strom aus Windkraft und Biomasse sowie den...

In Prenzlau im Nordosten Brandenburgs soll das erste industriell genutzte Hybridkraftwerk entstehen, das Strom aus Windkraft und Biomasse sowie den für Wasserstoffautos notwendigen Treibstoff produziert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach gestern bei der Grundsteinlegung von einem Meilenstein bei der Nutzung erneuerbarer Energie. Der "qualitative Sprung" könne dazu beitragen, die europäischen Klimaziele zu erreichen. Das Hybridkonzept sei nicht nur beim Autoantrieb eine Lösung für die Zukunft, sondern auch bei der Energieerzeugung. Das 21 Millionen Euro teure Kraftwerk soll in einem Jahr ans Netz gehen und mehrere Hundert Haushalte mit Strom und Wärme versorgen.

Das Pilotkraftwerk des Windkrafterzeugers Enertrag besteht aus drei Windkraftanlagen, einem Biomassekraftwerk, einem Wasserstofferzeuger und einem Wasserstoffspeicher. Bislang konnte die Enertrag nur den Teil des Windstroms verkaufen, für den gerade Bedarf bestand. Die Koppelung unterschiedlicher erneuerbarer Technologien soll dafür sorgen, dass stabile Energiemengen in berechenbarem Umfang aus erneuerbaren Quellen gleichmäßiger und bedarfsgerecht ins Netz gespeist werden. Das erste industriell genutzte Hybridkraftwerk soll rund um die Uhr auch bei Windstille eine Leistung von sechs Megawatt Strom garantieren.

Mit gerade nicht benötigtem Windstrom wird mit einem Wirkungsrad von 80 Prozent auf elektrochemischem Wege Wasser in seine Bestandteile Sauer- und Wasserstoff aufgespalten. Wasserstoff kann als Gas gespeichert werden. Mit einem Gemisch aus Wasserstoff und Methangas, das bei der Biogaserzeugung anfällt, können speziell umgerüstete Automotoren betrieben werden. Zudem eignet sich das Gasgemisch nach Angaben von Enertrag-Vorstandschef Jörg Müller als Treibstoff zur Stromerzeugung. Sollte das Konzept erfolgreich sein, könnte etwa die Berliner Flotte von Wasserstoffautos von einer größeren Anlage mit Treibstoff versorgt werden. In Brandenburg wird der deutschlandweit höchste Anteil des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Da zugleich aus Braunkohle Strom produziert und in andere Bundesländer exportiert wird, ist die Belastung mit dem Treibhausgas CO2 besonders hoch.