80 Naturschutzprojekte in 30 Ländern betreibt die Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Ihr Ziel ist, die biologische Vielfalt zu erhalten. Ein aufwendiger Bildband schildert jetzt ihr weltweites Wirken.

Wäre Bernhard Grzimek stolz gewesen? Stolz darauf, dass mehr als 20 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1987 die von ihm langjährig geleitete Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) heute weltweit in 30 Ländern mit 80 Projekten aktiv ist, um die biologische Vielfalt der Erde zu bewahren? Sicherlich wäre er stolz gewesen. Aber er hätte es wahrscheinlich nicht gezeigt.

Für einen der Pioniere des Naturschutzes in Deutschland, der der Fernsehnation ab Mitte der 50er-Jahre als Tier-Onkel mit seiner Sendereihe "Ein Platz für Tiere" bekannt wurde ("Guten Abend, meine lieben Freunde..."), war es selbstverständlich, sich in den Dienst der Natur zu stellen. Zum 150-jährigen Bestehen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die der Veterinär als Zoodirektor des Frankfurter Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aktivierte, begibt sich ein aufwendiger Bildband auf seinen Spuren auf eine Reise um die Welt. Zu den Schätzen der Natur, die die geistigen Erben Grzimeks zu bewahren versuchen.

Im Serengeti National Park in Tansania, dort, wo Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael 1957 ihre Forschungsarbeiten zu den Wanderrouten der großen Steppentierherden begannen, leitet seit 1984 Dr. Markus Borner die Afrika-Projekte der ZGF (oder "Fränkfört", wie die Gesellschaft überall in Afrika schlicht abgekürzt nach ihrem englischsprachigen Namen "Frankfurt Zoological Society" genannt wird). Grzimek selbst hatte den Schweizer Biologen 1977 nach Rubondo, eine kleine Insel im Viktoriasee, geschickt. In der Serengeti lebt er, wie einst Vater und Sohn Grzimek, inmitten von Millionen Gnus und Zebras, Flusspferden und Löwen - und muss schon einmal die zehn Meter zum Büro im Landrover zurücklegen, wenn ein Rudel der Großkatzen nachts eine Antilope auf seiner Veranda gerissen hat und dort den Tag über Siesta hält.

Markus Borners Herz schlägt für Afrika, und wenn er mit seinem zebragestreiften Flugzeug über die weiten Ebenen gleitet, um ein besonderes Zebra zu finden, dann gehen seine Gedanken häufig zurück zu den Anfängen der Arbeit hier, als sich Bernhard Grzimek gegen eine Verkleinerung des Nationalparks und gegen Wilderei stark machte. Auch Borner und sein Team können sich nicht auf reine Forschungsarbeit beschränken - auch sie müssen sich immer noch für den Erhalt des einzigartigen Gebietes stark machen. Denn der Druck der Siedlungen auf die Parkgrenzen wird immer größer. Die Bestrebungen, immer mehr Touristen in die Serengeti zu bringen und dafür Hotels im Schutzgebiet zu bauen, sind für Naturschutzbelange viel zu stark.

Auch in den weiteren afrikanischen Projekten haben die Mitarbeiter der ZGF mit großen Problemen zu kämpfen. Robert Muir, der im Virunga National Park in der Demokratischen Republik Kongo in einem der schwierigsten und unsichersten Projektgebiete der ZGF arbeitet, hatte zwar vor Kurzem das außergewöhnliche Glück, eine als verschollen geltende Gruppe Berggorillas zu entdecken. Dafür erreichen ihn jedoch auch täglich Meldungen von Nilpferden, Gorillas und Rangern, die von Rebellen niedergemetzelt wurden.

Auf dem Dach Afrikas, in den Bale-Bergen des Bale Mountains National Parks in Äthiopien, baute Alastair Nelson drei Jahre lang ein Schutzprogramm für die Region auf, um mit den hier entspringenden Quellen die Wasserversorgung von mehreren Millionen Menschen in den trockeneren Tieflandregionen zu sichern. Überweidung und Feuerholzentnahmen bedrohen die seltenen Harenna-Wälder der Region. Und auch der hier lebende Äthiopische Wolf ist, mit nur 500 Individuen seiner Art, vom Aussterben gefährdet. Um das Spitzmaulnashorn vor diesem Schicksal zu bewahren, bereiteten Elsabe und Hugo van der Westhuize jahrelang die Rückkehr der seltenen Riesen in den North Luanga National Park in Sambia vor. Bis zum Ende der 80er-Jahre hatte die Wilderei die Bestände der Tiere dort komplett vernichtet. Im Mai 2003 konnten die beiden Naturschützer, nach zähen Verhandlungen mit Behörden und intensiven Vorbereitungen, die ersten fünf Spitzmaulnashörner aus Südafrika in Sambia auswildern. Mit der ersten Geburt eines Kalbes wurde das Unterfangen einige Jahre später zu einem der schönsten Erfolge der ZGF.

Doch die Bemühungen beschränken sich nicht nur auf Afrika: Mit Dr. Peter Pratje, der sich im Bukit Tigapuluh National Park auf Sumatra um den Schutz und die Wiederauswilderung der Orang-Utans kümmert, und Tilo Nadler, der für seine Arbeit im Cuc Phuong National Park zum Schutz der seltenen vietnamesischen Languren als erster Ausländer in Vietnam zum "Held der Arbeit" ernannt wurde, engagieren sich zwei Männer in den abgelegenen Regionen Asiens für den Erhalt der Artenvielfalt. Jessica Groenendijk und Frank Hajek beobachteten viele Jahre die scheuen und stark bedrohten Riesenotter im Manu National Park in Peru und schafften mit den von ihnen entwickelten Programmen ein Schutzkonzept für die Tieflandregenwälder der Region. Dr. Graham Watkins kämpft im Weltnaturerbe des Galapagos National Parks in Ecuador gegen die negativen Folgen von Besiedlung und Massentourismus, um die Einzigartigkeit des "Schaufensters der Evolution" zu erhalten.

Schließlich ist die Zoologische Gesellschaft Frankfurt auch vor der eigenen Haustür aktiv: Liebevoll als "Geier-Papst" bekannt ist Dr. Hans Frey in Österreich mit der Bartgeier-Wiederansiedlung beschäftigt. Und Hubertus Meckelmann engagiert sich in Brandenburg dafür, große zusammenhängende Wildnisflächen ehemaliger Truppenübungsplätze zu erhalten.

Bebildert von bekannten Naturfotografen wie den Brüdern Anup und Manoj Shah zeigt das Buch zwar nur Ausschnitte der vielfältigen Projektarbeit der Gesellschaft. Aber dafür eine Welt, die ohne Bernhard Grzimek und seine Nachfolger ärmer wäre.


"Ein Platz für wilde Tiere - Naturschutz auf Grzimeks Spuren", Zool. Ges. Frankfurt (Hrsg.), Frederking & Thaler und GEO, Vorwort: Erika und Christian Grzimek, Nachwort: Klaus Töpfer, 240 S., 286 Farbfotos, 11 Karten, 39,90 Euro