Thuan (26), Hoang (21) und Luy (19) können sich auf dem Lehmboden ihrer vietnamesischen Hütte nur kriechend fortbewegen. Die drei sind Geschwister, haben verkrüppelte Beine und leben im Dorf Tan Hoa, dort, wo die US Armee 1969 während des Vietnamkriegs das Entlaubungsmittel "Agent Orange" versprühte. Weite Landstriche sind noch heute verseucht, eine Folge sind Mißbildungen bei Kindern. Einer von zwei Bestandteilen der chemischen Waffe "Agent Orange" ist die sogenannte T-Säure (2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure). Sie war stark mit Dioxinen verunreinigt. Das Supergift hinterließ schon bei der Säureproduktion seine Spuren. Auch im Moorfleeter Boehringer-Werk, einem Zulieferer der T-Säure im Vietnam-Krieg. Schon in den 50er Jahren litten viele Arbeiter an entstellenden Hautausschlägen, der sogenannten Chlorakne. Sie entsteht bei der akuten Vergiftung mit Dioxinen und hinterläßt pockenartige Narben. Ein grausames Anschauungsbeispiel lieferte im Juli 1976 eine Explosion in der Chemiefirma

ICMESA im norditalienischen Seveso. Nach dem Ort wurde die giftigste der 75 Dioxin-Verbindungen benannt. Dioxine entstehen als Verunreinigung bei chemischen Prozessen und in geringen Spuren bei jeder Verbrennung von organischen Substanzen (Kunststoffe, Holz), an der Chlor beteiligt ist.