Die europäischen Geistes- und Sozialwissenschaften sind in internationalen Rankings, mit denen die Qualität von wissenschaftlichen Arbeiten bewertet wird, benachteiligt. "Für diese Rankings werden fast ausschließlich englischsprachige Veröffentlichungen ausgewertet, doch in diesen Disziplinen werden die Forschungsergebnisse meist in den jeweiligen Nationalsprachen und oftmals auch in Büchern veröffentlicht. Deshalb wollen wir in einem neuen EU-Projekt Qualitätsfaktoren entwickeln, die der europäischen Forschungslandschaft angemessen sind", sagt Professorin Ingrid Gogolin im Gespräch mit dem Abendblatt. Die Erziehungswissenschaftlerin von der Universität Hamburg koordiniert das mit 1,5 Millionen Euro von der EU geförderte Projekt "European Educational Research Quality Indicators" (EERQI).

Gemeinsam mit 18 Partnern aus sieben Ländern will die Expertin für international vergleichende und interkulturelle Erziehungswissenschaft in den kommenden drei Jahren erreichen, dass die europäische Vielsprachigkeit für die Erziehungswissenschaftler im internationalen Wettbewerb kein Handicap mehr ist.

"Zunächst werden wir ein Programm entwickeln, das die Qualität von erziehungswissenschaftlichen Arbeiten, die auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Schwedisch verfasst worden sind, automatisch zu bewerten. Es geht uns um einen Prototypen, der dann auch auf andere sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen übertragen werden kann", so Gogolin. Damit, hoffen die Initiatoren, werden die europäischen Forschungsergebnisse auch international sichtbarer werden und die Akzeptanz der europäischen Forschung erhöht.