Der überraschende Vorstoß von Hamburgs Uni-Präsident Jürgen Lüthje, der den Studenten angeboten hat, mit ihnen die Erhebung und Verwendung von Studiengebühren in einem Vertrag zu regeln, wird von den meisten Studenten abgelehnt. AStA-Sprecher Sven Wirth sprach von einem "Versuch, den AStA zu kaufen". Studiengebühren könnten niemals im Interesse der Studierenden sein. Sie führten "zwangsläufig zur sozialen Selektion" und würden sozial Schwächeren den Zugang zum Studium erschweren. AStA-Vorstand Stefan Kühn hält das Lüthje-Angebot für unrealistisch. Schon jetzt könne die Uni die Studenten an der Verteilung der Gelder beteiligen.

Auch Jura-Studentin Meike Strecker (19) ist gegen Studiengebühren. Sie fragt sich zudem, wieviel davon in der Verwaltung hängen bleibe. Politik-Student Joris Kubischta (23) vermißt den "Druck der Uni auf die Politik", schließlich sei die Uni das "gesellschaftliche Kapital". Bei 500 Euro Gebühren pro Semester müßten die Studenten noch mehr jobben, warnt BWL-Student Thomas Kopelin (27). Wissenschaftssenator Jörg Dräger hält es "grundsätzlich für richtig, daß die Studierenden an den Entscheidungen über die Verwendung der Gebühreneinnahmen beteiligt werden". Prof. Dr. Michael Stawicki, Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Hamburgs zweitgrößter Hochschule, lehnt Studiengebühren ab: "Von daher stellt sich die Frage nach einem Vertrag mit den Studierenden nicht." Wenn jedoch über den Einsatz von Gebühren entschieden wird, sei es für ihn selbstverständlich, die Studentinnen und Studenten zu beteiligen, sagte der HAW-Präsident. Ob hierfür ein Vertrag geschlossen werden müsse, oder ob das derzeit gute Verhältnis zwischen Studierendenschaft und Hochschulleitung an der HAW andere Lösungen ermögliche, bleibe abzuwarten. Prof. Dr.-Ing. Edwin Kreuzer, Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), betont, die "Stimme der Studierenden hat in der TUHH immer schon Gewicht". Und weiter: "Diesen offenen Austausch werden wir weiterhin pflegen, wenn es um die Verwendung von Studiengebühren geht. Wir haben immer erklärt, daß mit der Einführung der Studiengebühren die Gestaltungsmöglichkeiten der Studierenden in der Lehre zunehmen, sie sind unsere Kunden."