Dorothee Bittscheidt geht zwei Monate vor Auflösung der kleinen Hamburger Uni.

"Ich wünsche Frau Bittscheidt nachhaltige Erholung nach der Herkulesarbeit an der HWP." Dozent Philipp Wahnschaffe schrieb diesen Abschiedsgruß der Hochschul-Präsidentin auf einen blauen Papierbogen, von denen Dutzende das Foyer der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) schmücken. Dr. Dorothee Bittscheidt (61) hat heute ihren letzten Arbeitstag als Chefin der 3000 Studierenden auf dem Hamburger Campus.

Ihr Weggang ist mehr als ein Abschied in den Ruhestand. Denn die HWP existiert nur noch zwei Monate als eigenständige Hochschule. Dann verschmilzt die kleine, aber von ihren Studenten so geliebte Universität in der neuen Fakultät mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. "Eine Zwangsfusion", sagt die erfahrene Bildungspolitikerin, die über viele Jahre Senatsdirektorin in Hamburg und dann bis 1996 Staatssekretärin im Kieler Sozialministerium war.

Ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Verhandlungsgeschick ist es zu verdanken, daß zumindest das spezielle Angebot der HWP mit dem Schwerpunkt für "spätberufene" Studenten nach einer Berufsausbildung erhalten bleibt. Damit und mit der eigenen Verwaltung bildet die HWP ab April 2005 das sogenannte Department Wirtschaft und Politik in der neuen Fakultät - neben den beiden anderen Departments Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften der Uni-Fachbereiche.

Und auf dieses Angebot ist Dorothee Bittscheidt besonders stolz, weil "viel interne Reformanstrengungen nötig waren, um es aufzubauen". Als erste der Hamburger Hochschulen verfügte die HWP über ein komplett umgesetztes aufeinander aufbauendes ("konsekutives") Bachelor-Masterstudienmodell: mit einem interdisziplinären Bachelorstudiengang und sieben Masterstudiengängen. Der Bachelor kann mit den Schwerpunkten BWL, VWL, Recht und Soziologie studiert werden.

Damit ist die HWP ihrem neuen Partner, der Uni, weit voraus. Denn die neuen, europaweit eingeführten Abschlüsse Bachelor und Master, auf die alle Hamburger Hochschulen umstellen müssen, gibt es dort noch nicht.

Auch das HWP-Angebot, ohne Abitur zu studieren (wenn man seine Befähigung in einer Prüfung nachgewiesen hat), bleibt nach der Fusion bestehen. Ob das auch für das Engagement der Studierenden für "ihre" HWP gilt, "vor denen ich eine große Hochachtung habe", so Bittscheidt, bleibt abzuwarten.

Woran liegt es, daß die HWP ihre Studenten so in den Bann zieht? Vielleicht erklärt dies der Abschiedsgruß von Konrad Dittmer (22. Lehrgang): "Ich habe an der HWP gelernt, wie man lernt. Die persönliche Betreuung durch den Lehrkörper nahm einem die Versagensangst."

Wer kann das heute schon von seiner Uni sagen?