Die Hochschulen im Umbruch: Während es in Deutschland um kostengünstige und effektivere Strukturen geht, gegen die es in den Hochschulen reichlich Kritik gibt, sei in den Universitäten der Volksrepublik China eine "unglaubliche Aufbruchstimmung" spürbar und der "Wille, nach vorn zu kommen". So beschreibt Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) seine Eindrücke nach sechs Tagen Besichtigungstour in Peking und Shanghai. Die Wissenschaftsdelegation mit den Hochschul-Chefs Jürgen Lüthje (Universität), Hans-Gerhard Husung (Hochschule für angewandte Wissenschaften) und Christian Nedeß (TU Harburg) hatte Bürgermeister Ole von Beust begleitet und mit vier Universitäten weitere Vereinbarungen zur Zusammenarbeit getroffen. In dem kommunistisch regierten Land mit Hang zu marktwirtschaftlichen Tendenzen sind Studiengebühren selbstverständlich. 5000 Yuan zahlt ein Student im Jahr. Zum Vergleich: Das Jahresgehalt eines Professors liegt bei 60 000 Yuan. Vergleichsweise günstig sind die "Studentenbuden" mit 100 Yuan. Mit bis zu sechs Bewohnern auf 15 Quadratmetern sind die Ansprüche allerdings für westliche Verhältnisse bescheiden. Die Hochschulen werden finanziert zu je einem Drittel vom Staat, aus Gebühren und über Forschungsaufträge. Studenten in China werden nach einem strengen Leistungsverfahren ausgesucht. Die Universität Peking sei stolz darauf, zwischen 30 und 60 Prozent der besten Bewerber zu haben, erfuhr Dräger. Wegen dieser Hürden hätten manche ein Studium in Deutschland als die bequemere Alternative angesehen. Weil an deutschen Hochschulen Studenten aus China auffielen, denen die entsprechende Vorbildung fehlte, gibt es an der Botschaft in Peking jetzt eine Prüfstelle, die Zeugnisse kontrolliert und mit Bewerbern Gespräche führt, um die "Studierfähigkeit" zu testen. 10 000 Visa werden hier im Jahr vergeben, 20 Prozent an Studienplatzinhaber, der Rest an so genannte Studieninteressierte, zu denen etwa alle Teilnehmer an Sprachkursen gehören. 333 Chinesen aus der Volksrepublik studieren derzeit in Hamburg, 108 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW), 103 an der TU Harburg, 90 an der Uni, 26 an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP), fünf an der Hochschule für bildende Künste, einer an der Musikhochschule. Die engsten und längsten Kontakte mit China pflegt die HAW, die bereits 1985 (damals als FH) mit dem Shanghai Institute of Mechanical Technology zusammenarbeitete, einer Vorgängereinrichtung der University of Shanghai for Science and Technology (USST). Es gibt Studenten- und Dozentenaustausch und seit 1998 einen gemeinsamen Studiengang Elektrotechnik und Maschinenbau mit jeweils 45 Studierenden für jedes Fach. In diesem Monat machen die ersten ihren Bachelor. Hamburgs Uni kooperiert mit der Uni Peking und der Fudan University Shanghai, die nach US-Vorbild aufgebaut ist, die TU Harburg mit der Tongji University Shanghai, alles Hochschulen, die in China landesweit zur Spitzengruppe gerechnet werden.