Physiker brauchen Nachwuchs - doch sowohl an den Schulen als auch an den Hochschulen fehle es an qualifizierten Pädagogen. Mit diesem Warnruf...

Physiker brauchen Nachwuchs - doch sowohl an den Schulen als auch an den Hochschulen fehle es an qualifizierten Pädagogen. Mit diesem Warnruf startete Prof. Gerd Litfin, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), gestern die Jahrestagung der DPG an der Universität Hamburg. Bis Freitag werden etwa 1600 Teilnehmer in 1300 Vorträgen ihr Wissen in einem breiten Spektrum an physikalischen Disziplinen austauschen, von der Quantenphysik über die Rüstungskontrolle bis zur Energie- und Klimaforschung.

Das Nachwuchsproblem beginne in den Schulen, so Litfin: "45 Prozent der Physik-Referendare für die gymnasiale Oberstufe sind Seiteneinsteiger ohne pädagogische und physikdidaktische Ausbildung." Ihr Einsatz sei eine "Notmaßnahme" gegen Lehrermangel, der Staat müsse dringend pädagogische Schulungen für die Physiker anbieten. In Hamburg fehlten 50 Prozent Physiklehrer, ergänzte Prof. Robert Klanner vom Department Physik der Uni Hamburg. Quereinsteiger bekämen nur eine "minimale pädagogische Ausbildung", und oftmals müssten sich drei Hamburger Schulen zusammentun, damit ein Physik-Leistungskursus überhaupt zustande kommt.

Nicht viel besser sieht es an den deutschen Universitäten aus: "Zwischen 1997 und 2007 sank die Zahl der Physikprofessuren um 11,7 Prozent", so Litfin. "Wir träumen von einem Minus von nur zwölf Prozent", erwiderte Klanner. "In Hamburg hatten wir in den 90er-Jahren noch 48 Professuren, heute 35."

Einen von mehreren inhaltlichen Schwerpunkten der Tagung bildet die Energieforschung. Für letztere forderten die Physiker deutlich mehr staatliche Unterstützung, sie sei seit den 70er-Jahren auf ein Drittel zusammengekürzt worden. Angesichts der ehrgeizigen deutschen Klimaziele plädierte DPG-Präsident Litfin für einen "Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernenergienutzung". Ein Großteil der Gewinne, die durch den Weiterbetrieb der Atommeiler anfallen, sollten in die Energieforschung fließen.

Es sei volkswirtschaftlich nicht vertretbar, Kernkraftwerke vor Ende ihrer technischen Nutzungsdauer abzuschalten, sagte auch Prof. Alfred Voß (Universität Stuttgart). Die erneuerbaren Energien nützten zwar dem Klima, seien aber noch zu teuer.