Greifswald. Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik hat mit den ersten Tests in der Anlage begonnen. Heraus kam 50 Millisekunden langes Leuchten.

50 Millisekunden Leuchten, dann großer Jubel wie bei der Nasa nach geglücktem Raketenstart: In der Kernfusionsforschungsanlage Wendelstein 7-X in Greifswald ist gestern das erste Plasma erzeugt worden. Zehn Milligramm Helium wurden in ein Magnetfeld einer Vakuumkammer der 725 Tonnen schweren Anlage eingeleitet, auf eine Million Grad erhitzt und dann in den Plasmazustand gebracht. Damit begann das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik zehn Jahre nach dem Beginn der Montage und nach mehreren Rückschlägen mit den ersten Tests in der Anlage, die die Verschmelzung von Atomkernen zum Zweck einer kohlenstofffreien Energieerzeugung erforschen soll. „Das ist ein toller Tag“, sagte die Wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment.

In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wollen Forscher die Fusion analog den Prozessen auf der Sonne erforschen, um sie später auf der Erde als Form der Energiegewinnung nutzbar zu machen. Dafür ist die Erzeugung eines Plasmas – eines ionisierten Gases – erforderlich, damit Atomkerne verschmelzen und dabei riesige Mengen Energie freigeben können. Wendelstein 7-X ist nach Angaben des Instituts das weltweit modernste und neben einer Anlage in Japan größte Fusionsexperiment vom Typ Stellarator. Eine Fusion von Atomkernen ist in Greifswald nicht geplant.

Beim Experiment am Donnerstag wurde das stark verdünnte Plasma für 50 Millisekunden erzeugt. Ziel ist es, später ein Wasserstoffplasma für eine halbe Stunde zu halten. Für die Erzeugung eines Plasmas aus dem Wasserstoffisotop Deuterium sind Temperaturen von bis zu 100 Millionen Grad erforderlich. Diese Experimente sollen frühestens Ende 2017 beginnen.