Rechnungen, die der englische Naturforscher während seiner Studienzeit beglich, offenbaren neue Eindrücke über das Leben von Charles Darwin. Sie wurden jetzt zufällig entdeckt und im Internet veröffentlicht.

Rechnungen, die der englische Naturforscher während seiner Studienzeit beglich, offenbaren neue Eindrücke über das Leben von Charles Darwin. Sie wurden jetzt zufällig entdeckt und im Internet veröffentlicht.

Was sagen uns die Schneiderrechnungen von Berühmtheiten aus früheren Jahrhunderten? Sie geben zum einen Aufschluss über die Lebensumstände und Einkommensverhältnisse einer Person zu einer bestimmten Zeit. Zum anderen zeigen solche Rechnungen aber auch, welche Dienste und Leistungen überhaupt in einem bestimmten Jahrhundert angeboten wurden. Auch die Rechnungen des jungen Charles Darwin, die ein britischer Forscher vor Kurzem zufällig fand, sind in dieser doppelten Weise interessant. Überdies war bisher wenig darüber bekannt, wie Darwin seine Studienzeit verbrachte.

Die Zahlungen, die der Arztsohn aus Shrewsbury für Garderobe, Dienste und Barbiere leistete, zeigen ihn als jungen Gentleman, der die Geldmünzen offenbar nicht dreimal umzudrehen brauchte. "Vor diesem Fund wussten wir nicht wirklich viel über Darwins Alltag an der Universität Cambridge", sagt John van Wyhe, Direktor des Projektes "The Complete Work of Charles Darwin Online". "Es ist immer angenommen worden, dass er keine besonderen Spuren aus dieser Zeit hinterlassen habe. Das heißt, wir hatten ausgerechnet aus der Zeit, die ihn vermutlich am meisten prägte, nur ausgesprochen magere Informationen."

Diese Situation änderte ein Zufall: Der Ägyptologe Geoffrey Thorndike Martin entdeckte kürzlich in einem Stapel alter Papiere des Christ's College der Universty of Cambridge Rechnungsbücher aus dem 19. Jahrhundert, in denen Zahlungen aufgelistet waren, die die Studenten für diverse Dienste geleistet hatten. Die Studenten bezahlten nämlich einen Dienstleister wie einen Barbier oder einen Schuhputzer nicht selbst in bar. Stattdessen bekam der Dienstleister einen Beleg, den er dann bei der Verwaltung des Colleges einreichte und auf dessen Basis er dann bezahlt wurde. Für die Studenten hingegen führte die Verwaltung Konten, in denen diese Dienste und ihre Kosten aufgeführt wurden. Einmal pro Vierteljahr hatten die Studenten die aufgelaufenen Kosten zu begleichen. In diesen Rechnungsbüchern tauchte Darwins Name in den Jahren 1828 bis 1831 ständig auf.

Regelmäßig nahm Darwin die Dienste eines Schuhputzers, eines Bettmachers und eines Kohlenträgers in Anspruch. Darüber hinaus gibt es aber auch immer wieder Ausgaben für einen Barbier, einen Gemüsehändler, einen Schneider, einen Kaminfeger, einen Apotheker, einen Gepäckträger, einen Kupferschmied, einen Küchenjungen, einen Glaser, einen Hutmacher, einen Schmied und eine Wäscherin. Buchhändler-Rechnungen sind hingegen nur sehr selten aufgeführt. Der Student Darwin vergnügte sich lieber mit Schießen und Reiten, als über Büchern zu brüten.

Darwin war wohl auch kein Gesundheitsapostel; er rauchte viel und sprach auch dem Alkohol gern zu. Doch er hatte eine für die Zeit ungewöhnliche Vorliebe: Gemüse. Im Speisesaal des Colleges gab es zu Darwins Zeiten zum Mittag ein Stück Fleisch und ein Glas Bier für jeden Studenten. Darwin aber achtete peinlich genau darauf, dass er immer auch eine Portion Gemüse bekam, für die er fünfeinhalb Pennys extra pro Tag zahlte.


http://darwin-online.org.uk/